Handels- und Zoll-Krieg mit den USA? Da war doch was: 2017 und 2018 hatte Donald Trump das schon einmal vom Zaun gebrochen – damals aber schnell wieder sein lassen.

▶︎Und das kam so: Frühsommer 2018, eine lauschige Nacht im Hilton-Hotel im französischen Straßburg. Drei Männer sitzen an der Bar und ulken rum: Mit welchen Gaga-Zöllen könnte man sich am US-Präsidenten für seine Strafzölle auf EU-Waren rächen?

Bei Whiskey und Cocktails sinnieren EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, sein Kabinettschef Martin Selmayr und der Chefaußenpolitiker des EU-Parlaments, der CDU-Politiker Elmar Brok: Wer in Kongress und Senat und welche Gouverneure sind die größten Trump-Kumpel – und welche berühmten Produkte kommen aus ihren Wahlkreisen?

Am Ende der Zech- und Jux-Runde steht eine Liste unter anderem mit Orangen (aus Florida), Whiskey (Jack Daniels aus Tennessee), Jeans und auch Motorrädern (Harley-Davidson aus Wisconsin).

„Ich dachte, wir haben einen netten Abend“

Elmar Brok (78) erinnert sich: „Ich dachte, wir haben einen netten Abend an der Bar und spinnen etwas rum. Dass Jean-Claude es ernst meinte, wusste ich nicht. Aber als ich die Strafzoll-Liste der EU dann gesehen habe, habe ich mich schlapp gelacht.“

Und die Gaga-Zölle von der Hotelbar wirkten: Denn dank der Gegenzölle und einer Verhandlungsfinte gelang es damals, einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU abzuwenden – bei einem denkwürdigen Besuch von EU-Kommissionspräsident Juncker im Weißen Haus. Das Treffen im Juli 2018 endete mit einem legendären Männer-Kuss.

Juncker konnte Trump damals besänftigen, indem er ihm riesige Importe von US-Soja in die EU in Aussicht stellte – was den „Deal“ durch eine landwirtschaftliche Komponente für Trump attraktiv machte.

Juncker versprach Trump damals, ER werde für die EU jede Menge US-Soja einkaufen. Was Juncker lieber nicht so laut sagte: Er konnte über die Menge der Importe selbst gar nicht entscheiden, weil das die Sache von Ländern und Unternehmen ist. Einkaufen konnte er für die EU: NICHTS. Aber Dealmaker Trump dachte, den mächtigsten Mann Europas vor sich zu haben – einen Typen wie sich. Es kam zu Handschlag und Männer-Kuss.

Stutzig in Sachen Machtfülle wurde Trump erst, als ihm die Nummer eins Europas erklärte, er müsse nun schnell los, um seinen Flieger noch zu kriegen. Der Milliardär im Weißen Haus konnte es, so ist es überliefert, kaum glauben, dass sein Gast per Linienflug über den Atlantik gekommen war.