Lange schien alles auf einen Freispruch hinauszulaufen.

Im Prozess gegen Christian Brückner (47), der wegen fünf Sexualstraftaten angeklagt ist, hob das Landgericht Braunschweig im Juli den Haftbefehl gegen den Angeklagten auf. Kein dringender Tatverdacht in allen fünf Anklagepunkten: drei Vergewaltigungen und zwei Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern.

Das war ein Fingerzeig für den Ausgang dieses Prozesses, der als Vorspiel zu einem viel größeren Verfahren verstanden werden darf: Der Angeklagte ist auch verdächtig, die damals dreijährige Madeleine McCann im Jahr 2007 aus dem Apartment ihrer Eltern entführt und ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für den Täter. Angeklagt ist er noch nicht.

Der aktuelle Prozess ist auch ein Test: Was hält das Gericht von den Zeugen, die Brückner auch im Fall Maddie belasten? In sieben Monaten hat das Gericht um die Vorsitzende Dr. Uta Engemann sehr klargemacht: nicht viel.

Dieses Verfahren hat jede Menge zwielichtige Gestalten im Zeugenstand gesehen: Kleinkriminelle und Halbweltgestalten, bei deren Befragung das Gericht stets durchschimmern ließ, wie wenig die Richter ihren Aussagen Glauben schenken. Allein: Das sind die Leute, mit denen der Angeklagte verkehrte. Es gibt keine anderen.

Und nun taucht plötzlich wieder einer auf, der sagt: Brückner hat mir gestanden, Maddie entführt zu haben. Ist das die Wende?

Vermutlich nicht. Obwohl der Zeuge Laurentiu C. (50) nach BILD-Informationen schon in der Anklage von der Staatsanwaltschaft als Belastungszeuge aufgelistet war, verzichteten die Richter zunächst darauf, seine Aussage zu hören. Die Staatsanwältinnen mussten einen zusätzlichen Antrag stellen, damit dem Zeugen Gehör geschenkt wird.

Dass er nun von einem Geständnis berichtet – zum allerersten Mal, obwohl er vom BKA verhört wurde! –, wird den Anklägerinnen im aktuellen Verfahren kaum helfen. Vor allem, weil es in diesem Verfahren nicht um Maddie geht. Aber auch, weil Laurentiu C. die tatsächlich angeklagten Vorwürfe nur wenig erhärten konnte.

Es bleibt abzuwarten, ob das Gericht den belastenden Aussagen des Rumänen mehr Glauben schenkt als den bisher gehörten Belastungszeugen. Sollte es auf Kurs Freispruch bleiben, darf man gespannt sein, wie die Staatsanwaltschaft reagiert:

Ob sie es trotzdem wagt, Christian Brückner für den Mord an Madeleine McCann anzuklagen.