Pisa – Erst packt die Strömung den fünf Monate alten Noah, dann reißen die Fluten Oma Sabine mit sich. Die übrigen Familienmitglieder können nur hilflos zusehen.
Flut-Drama für eine deutsche Familie in der Toskana.
Nach schweren Unwettern mit heftigem Dauerregen hatte sich der Bach Sterza in einen reißenden Strom verwandelt, überschwemmte die Toskana-Gemeinde Montecatini Val di Cecina (1700 Einwohner). Die Flut kam in dem sonst so idyllischen Ort nahe Pisa am späten Montagabend an.
Retter suchen seitdem vergebens nach den beiden Deutschen, die Hoffnung schwindet
Am zehnten Urlaubstag kam das Wasser
Seit zehn Tagen machten Alexander W. (33), Mona K. (37) und Monas Eltern Peter und Sabine K. aus München Urlaub in der Toskana. Mit ihnen in der „Fattoria Belvedere“ ist Baby Noah (fünf Monate).
Der Sterza fließt kaum 100 Meter entfernt von dem ehemaligen Bauernhof mit Mühle, Pool und insgesamt 95 Zimmern. Nach stundenlangen Regengüssen am Montag war der Bach von einem halben auf sechs Meter angeschwollen, überflutete einen Hang.
Nie zuvor hörte die Familie ein so ohrenbetäubendes Geräusch.
Plötzlich reißt der Notruf ab
Um 19.30 Uhr dringt das Wasser durch die Tür im Erdgeschoss in das Haus ein. Vater Alexander ruft die Feuerwehr an, fragt, was er tun soll. Das Wasser steigt immer schneller, laut Tageszeitung „Il Tirreno“ raten die Retter, sich in höhere Stockwerke zurückzuziehen.
Doch es gibt Sprachprobleme – und bevor die Feuerwehrleute die Position der Anrufer orten kann, reißt die Verbindung ab. Ein weiterer Anruf unmöglich!
Familie versuchte, ihr Auto zu erreichen
Im ersten Stock gibt es nur ein Zimmer. Dort ist es furchtbar eng. Das Fahrzeug steht etwas oberhalb des Hofes, also beschließen die Eltern des kleinen Noah, sich selbst zu retten.
Großvater Peter K. bleibt im Haus, versucht weiter über das Handy, Hilfe zu holen. Alexander läuft laut „Il Tirreno“ vorneweg und hält das Baby hoch. Hinter und neben ihm gehen Mona und Oma Sabine.
Doch die Strömung ist zu stark! Kurz vor Erreichen des Autos müssen sie ihren Rettungsversuch abbrechen und umkehren. Da wird der Säugling plötzlich von der Flut gepackt und mitgerissen, auch die Oma kann sich nicht mehr halten.
Opa Peter sieht das Drama, kann nicht helfen. Er rettet sich später mit Alexander und Mona auf das Dach des Ferienhauses.
Suche nach den Vermissten läuft
Italien hatte wegen Hochwasser bereits in zwei Regionen den Notstand verhängt und 24 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Betroffen sind Städte wie Bologna, Modena und Ravenna, aber auch das viel besuchte Strandbad Rimini an der Adria. Insgesamt mussten mehr als 2500 Menschen aus ihren Häusern geholt werden.
Laut Feuerwehr läuft die Suche nach der Seniorin und dem Baby seit der Nacht. Auch Taucher und Hundeführer sind an dem Einsatz beteiligt. Die Eltern wurden ins Krankenhaus von Cecina gebracht. Opa Peter wartet im Hotel auf Nachricht von den Rettern.