Die USA halten einem Bericht zufolge die Ukraine seit Monaten wieder davon ab, Ziele in Russland mit weitreichenden Raketen anzugreifen. Unter Berufung auf US-Regierungsvertreter berichtet das ) von einem bisher nicht öffentlich bekannten „Prüfverfahren“, das dem US-Verteidigungsminister Pete Hegseth das letzte Wort über den Einsatz von weitreichenden Waffen durch die Ukraine gibt.
Der Prüfprozess betrifft laut dem Bericht die Nutzung von US-Raketen vom Typ ATACMS, aber auch Systeme, die auf US-amerikanische Targeting-Daten angewiesen sind – wie die britischen Storm-Shadow-Marschflugkörper. Mindestens einmal sei ein Einsatz von ATACMS gegen Ziele in Russland laut Aussage von zwei US-Beamten abgelehnt worden.
Eine Stellungnahme des Weißen Hauses, des Pentagon sowie des ukrainischen Präsidialamts und Verteidigungsministeriums lag zunächst nicht vor.
Noch vor wenigen Tagen hatte Donald Trump sich positiv zu potenziellen Angriffen der Ukraine gegen Russland geäußert. „Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne ein Invasorenland anzugreifen“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social und kritisierte seinen Amtsvorgänger: „Der korrupte und völlig inkompetente Joe Biden würde die Ukraine nicht zurückschlagen lassen, sondern sich nur verteidigen.“
Biden genehmigte Angriffe auf Ziele im Russland im vergangenen November
Die Regierung von Joe Biden hatte es der Ukraine erst im vergangenen November, mehr als zwei Jahre nach Kriegsbeginn, erlaubt, weitreichende Waffen gegen russische Ziele einzusetzen. Trump hatte diese Entscheidung noch im Dezember als „dumm“ bezeichnet, das Prüfverfahren macht sie praktisch rückgängig. Allerdings ist unklar, wie viele der durch die Biden-Regierung gelieferten ATACMS-Raketen die Ukraine noch zur Verfügung hat.
Die Ukraine hatte die Rakete mit bis zu 300 Kilometern Reichweite bereits im Frühjahr 2024 erhalten, eine Variante mit halber Reichweite bereits im Herbst 2023. Damals hatten die USA jedoch nur Angriffe auf Ziele in russisch besetztem Staatsgebiet der Ukraine gestattet.
Dem -Bericht zufolge soll die US-Regierung die Ukraine aber trotz der offenbar wieder aufgenommenen Einschränkungen neue weitreichende Waffen liefern. In der vergangenen Woche hätten die USA den Verkauf von mehr als 3.000 luftgestützten ERAM-Raketen abgesegnet. Die Lieferung werde von europäischen Ländern bezahlt. Nach Aussagen von mehreren US-Beamten müsste die Ukraine für die Nutzung dieser Flugkörper mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern allerdings wieder die Erlaubnis der US-Regierung einholen.
Der Bericht des fällt in eine Phase, in der sich US-Präsident Donald Trump in der Öffentlichkeit zunehmend frustriert über den seit drei Jahren andauernden Krieg in der Ukraine zeigt. Nach einem Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und einem anschließenden Treffen mit europäischen Staats- und Regierungschefs sowie dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj waren keine erkennbaren Fortschritte erzielt worden.
Ukraine setzt auf eigene Flugkörper
Trump reagierte darauf mit vagen Andeutungen: „Ich werde eine Entscheidung darüber treffen, was wir tun, und es wird eine sehr wichtige Entscheidung sein: ob es massive Sanktionen oder massive Zölle oder beides sein werden, oder ob wir nichts tun und sagen, es ist euer Kampf“, sagte Trump am Freitag.
Die Ukraine setzt unterdessen zunehmend auf eigene weitreichende Systeme, die bei Faktoren wie Treffgenauigkeit oder Sprengkraft den westlichen Modellen meist nachstehen. Zuletzt präsentierte ein ukrainischer Hersteller einen neuartigen Marschflugkörper, der nach Aussage von Präsident Selenskyj bis Jahresende in Massenproduktion gehen soll. Beim Einsatz selbst hergestellter Waffen gegen Ziele in Russland benötigt die Ukraine keine Genehmigung der USA oder weiterer Länder.