Drama in München: Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner (58) gibt überraschend auf. Der Wunschkandidat von CSU-Chef Markus Söder für das Amt des Bundesagrarministers zieht sich aus dem Rennen zurück.

Das teilte der CSU-Politiker Felßner in einer persönlichen Erklärung mit. Vorausgegangen waren breite Proteste von Umwelt- und Tierschützern gegen Felßners mögliche Kür.

Am Montag gipfelten die Aktionen auf Felßners Hof: Aktivisten der Organisation „Animal Rebellion“ protestierten direkt auf dem Gelände. Söder muss sich nun einen neuen Minister-Kandidaten suchen.

Er hatte Felßner, seit 2022 Präsident des Bayerischen Bauernverbands und seit 2023 Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands, schon im November als CSU-Wunschkandidaten präsentiert. Der 58-Jährige blieb gesetzt, als er den Bundestagseinzug über die CSU-Landesliste verpasste. Zuletzt sah es so aus, als wäre die Personalie auch schon von CDU-Chef Friedrich Merz abgesegnet.

Von der SPD war bislang kein gesteigertes Interesse an dem Ressort bekannt. Felßners Kür galt damit als sehr wahrscheinlich.

Proteste wegen möglicher Interessenkonflikte

Gleichzeitig gewannen Proteste gegen Felßners möglichen Karrieresprung an Fahrt. Kritiker erinnerten an einen Strafbefehl, den der Landwirt vor einigen Jahren akzeptierte, wegen Boden- und Gewässerverunreinigung. Es ging dabei um die Einleitung von Sickerwasser aus Silos in den Boden.

Zudem starteten die Organisation Campact und das Umweltinstitut München jeweils Online-Petitionen gegen eine Ernennung Felßners zum Bundesagrarminister: Felßner vertrete einseitig die Interessen der Agrarindustrie, wolle Klimaschutzmaßnahmen abschaffen, sei ein Umweltsünder und leugne die Gefährdung der Artenvielfalt durch Pestizide.

Am Montag protestierten schließlich 15 Aktivisten der Organisation „Animal Rebellion“ mit einem Banner auf Felßners Hof. Zwei davon seien mit Hilfe von Leitern auf das Dach der Rinderhaltung geklettert, teilte die Organisation selbst mit. Ein Polizeisprecher sprach von mehreren Personen, die angetroffen worden seien. Es werde nun wegen des Verdachts auf Hausfriedensbruch ermittelt.

Mit Felßners Rückzug dürften die CSU-Kabinettsspekulationen neu an Fahrt gewinnen. In der Regel besteht die CSU-Landesgruppe darauf, Kabinettsposten aus ihren eigenen Reihen besetzen zu können. Söder hatte argumentiert, ihm stehe als Parteichef sozusagen das Recht auf eine externe Besetzung zu.

Als mögliche Ersatzkandidatin wird nun vereinzelt schon die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gehandelt. Die personelle Besetzung der Ministerposten steht aber am Ende der Koalitionsverhandlungen.