Dass die AfD-Fraktion die Zahl ihrer Abgeordneten im neuen 21. Deutschen Bundestag fast verdoppelte, war am Ende keine Überraschung. Das Wachsen der extremen Rechten, die in mehreren Bundesländern vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft ist, war abzusehen. Die Umfragen hatten über Monate darauf hingedeutet.

Anders die Lage beim Blick auf den extremen linken Rand. Noch zu Jahresbeginn hatte niemand ein derartiges Comeback der Linkspartei auf der politischen Bühne erwartet. Immerhin 8,77 Prozent standen am 23. Februar zu Buche, spülten die SED-Nachfolger wieder in Fraktionsstärke ins Parlament.

Neuer Superstar der Linken: Fraktionschefin Heidi Reichinnek

Heidi Reichinnek ist der neue Superstar der Partei. Ihre Rede anlässlich der gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD zur Migration („Auf die Barrikaden!“) ging bei TikTok viral, gilt als Initialzündung für die Aufholjagd der Partei.

Dabei steht Reichinnek exemplarisch für das neue Gesicht der Linkspartei nach der Abspaltung von Sahra Wagenknecht. Jünger und in Teilen deutlich radikaler. Deutlich wurde das bereits beim ersten Treffen der neuen Fraktion nach der Wahl im Paul-Löbe-Haus: Mit „Alerta, Alerta, Antifascista“ skandierten die 64 Linken-Abgeordneten den Schlachtruf der linksextremen Antifa nach ihrem ersten Treffen beim Gruppenbild und machten damit klar, wohin die Reise der Fraktion künftig führt.

Selbst die Biografien der Spitzenleute weisen bemerkenswerte Stationen auf.

2012 hob der Bundestag die Immunität von Linken-Co-Chef van Aken auf

Jan van Aken wurde nach der Abspaltung des BSW neuer Co-Parteichef der Linken und war Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl.

Schon 2012 hab der Bundestag die Immunität des Hamburgers auf, weil er sich 2010 an einem Aufruf zum Schottern eines Castor-Transports – also zum strafbaren Entfernen von Steinen unter Bahngleisen – beteiligte. 2016 gab van Aken zu, geheime Unterlagen zum Freihandelsabkommen TTIP an Greenpeace durchgestochen zu haben.

Zwei Abgeordnete sind Mitglieder einer als linksextrem eingestuften Vereinigung

Ferat Koçak (45) holte erstmals für die Linke das Direktmandat in Berlin-Neukölln. Koçak gilt als Antiisrael-Aktivist, organisierte Demonstrationen, auf denen die Israel-feindliche Parole „From the river to the sea“ skandiert und Polizisten angegriffen und verletzt wurden.

Koçak ist zudem Mitglied der vom Verfassungsschutz als linksextrem eingestuften „Roten Hilfe“. Eine Organisation, die u. a. die gewaltbereiten Linksextremisten der sog. „Hammerbande“ um Line E. unterstützt.

Mitglied der „Roten Hilfe“ ist auch die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Isabelle Vandre (35). Außerdem unterstützt sie offensiv die vom Verfassungsschutz als linksextremistischer Verdachtsfall eingestuften Klima-Radikalen von „Ende Gelände“. Die Gruppe hatte zuletzt wiederholt Tagebau-Gelände gestürmt und Förderanlagen besetzt.

Glühender Anhänger der „Letzten Generation“

Vincenz Glaser (33) aus Freiburg gilt als glühender Unterstützer der Klima-Kriminellen von der „Letzten Generation“, deren Mitglieder sich über Monate auf Straßen oder an Kunstwerke klebten sowie Gebäude und Denkmäler mit Farbe besudelten und in Bayern als kriminelle Vereinigung gelten.

Eine Abgeordnete bezeichnete sich als „Anarchistin“, eine andere will Hausbesetzungen entkriminalisiern

Lea Reisner (36) war zwischen 2017 und 2021 für verschiedene sogenannten „Seenotrettungsvereine“ tätig, die Migranten mit Schiffen vor der nordafrikanischen Küste im Mittelmeer einsammelten und nach Europa brachten.

Sie selbst bezeichnete sich in der linken Zeitung „nd“ (früher Neues Deutschland) als „Anarchistin“.

Katalin Gennburg (41) war bisher Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und forderte immer wieder die „Entkriminalisierung“ von Hausbesetzungen. Die seien „ein legitimes Mittel“, das Recht auf Wohnen durchzusetzen.

Fakt ist: mit der verdoppelten AfD und einer deutlich radikalisierten Linkspartei im Deutschen Bundestag sind der rechte und der linke Rand im Parlament deutlich stärker geworden. Eine Herausforderung für CDU, SPD und Grüne. Denn die demokratische Mitte gerät damit deutlich unter Druck.

Die Radikalen von AfD und Linken zusammen etwa verfügen erstmals über mehr als ein Drittel der Stimmen, können wichtige Entscheidungen blockieren. Zumal mit der FDP eine klassische staatstragende und ausgleichende Partei zumindest für die kommenden vier Jahre nicht im Parlament vertreten sein wird.