Rathen (Sachsen) – Shisha-Raucher lösten den verheerenden Waldbrand an der berühmten Bastei in der Sächsischen Schweiz aus. Dessen ist sich zumindest die Staatsanwaltschaft Dresden sicher und erhob jetzt, knapp 13 Monate nach dem Großfeuer, Anklage gegen vier Iraker (25, 25, 26, 26).
Rückblick: Vier Männer sitzen am 17. Juli 2022 in sengender Hitze auf einer Plattform an der Bastei. Sie rauchen Shisha, ignorieren Trockenheit und Waldbrandgefahr. Wenige Stunden später steht die Bastei in Flammen. Das Foto, welches BILD-Reporter Thomas Fischer (41) von der bizarren Szene schoss, landete bei der Kripo.
Die konnte die Tatverdächtigen ermitteln, zeigte die vier Iraker – wohnhaft in Dresden – bei der Staatsanwaltschaft an. Diese rekonstruierte, dass das Quartett am Nachmittag über mehrere Stunden hinweg zwei Shishas „auf einem Plateau außerhalb des mit einem Geländer versehenen offiziellen Wanderweges“ geraucht haben soll. Für die Glut hätten die Männer mindestens sechs Kohlestücke benutzt.
Einem der beiden älteren Iraker legt Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt vorsätzliche Brandstiftung zur Last: „Ihm wird vorgeworfen, gegen 17:30 Uhr eigenmächtig von dem Vorsprung insgesamt drei noch nicht vollständig erloschene Kohlestücke der Shisha Pfeifen den bewaldeten Abhang heruntergeworfen zu haben.“
Auf dem ausgedörrten Waldboden soll daraufhin ein Feuer ausgebrochen sein, welches zum Großbrand ausweitete.
Den übrigen Rauchern wird fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Sie hätten zugelassen, dass die glühende Kohle den Abhang hinabgeworfen wird und später auch keine Hilfe gerufen. Die Beschuldigten haben Teilgeständnisse abgelegt. Das Amtsgericht in Pirna muss nun noch einen Prozesstermin festlegen.
So wurden die Tatverdächtigen überführt
Am Nachmittag des 17. Juli war BILD-Reporter Thomas Fischer zufällig auf der Bastei unterwegs. Er nahm den Abstieg zur Felsenbühne Rathen. Hier entdeckte er eine Gruppe junger Männer, die hinter dem Geländer auf einem Felsvorsprung saßen – an einem Campingtisch mit Stühlen – und zwei Wasserpfeifen (Shishas) rauchten.
BILD-Reporter Fischer machte davon ein Foto: „Shishas auf eine Wanderung mitzuschleppen, so etwas habe ich noch nie in der Sächsischen Schweiz gesehen.“
Zwei Wasserpfeifen standen auf dem Tisch. Einer der Männer rauchte. Auch eine Packung Zigarettenfilter lag auf dem Tisch, darunter stand ein Wasserkanister. Doch im Nationalpark gilt ein Feuer- und Rauchverbot!
In der Nacht, wenige Stunden nach Aufnahme des Fotos, brach direkt unterhalb der Plattform, auf der die jetzt der Brandstiftung verdächtigen Iraker geraucht hatten, ein Brand aus.
2500 Quadratmeter Wald standen unterhalb des Wahrzeichens der Sächsischen Schweiz, darunter 200 Jahre alte Bäume, in Flammen. 115 Feuerwehrleute brachten den Brand erst nach zwei Tagen endgültig unter Kontrolle. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von mindestens 50 000 Euro. Zuletzt flammte ein unentdecktes Glutnest noch einmal, musste gelöscht werden.
Durch zahlreiche Zeugenhinweise, die nach der BILD-Veröffentlichung des Fotos bei der Kripo eingingen, konnte das Shisha rauchende Quartett ermittelt werden. Polizeipräsident Lutz Rodig (58): „BILD-Reporter Thomas Fischer gab den entscheidenden Hinweis. Wir danken ihm dafür.“
Der BILD-Reporter fühlt sich geehrt, sagt: „Ich hätte lieber das Feuer verhindert. Es ärgert mich, dass ich nicht wusste, dass Shishas so brandgefährlich sind.“