Schönau (Chemnitz) – Der Personalmangel an Schulen treibt Betroffene zu einem drastischen Hilferuf: Seit der letzte Fachlehrer an einer Oberschule in Chemnitz raus aus dem Dienst ist, fällt Physik aus. Die Schüler entwickelten in ihrer Not eine eigene Dynamik – sie suchen selbst per Stellenausschreibung an einer Tankstelle nach einem Nachfolger.
Die krasse Idee entspringt purer Verzweiflung, denn die Not ist in ganz Sachsen groß: Rund 1400 Lehrer fehlen, das sind noch einmal 200 mehr als im letzten Jahr.
Schüler verpassen wichtigen Lehrstoff
„Dringend gesucht – Physik-„Lehrer“ an der Oberschule Schönau in Siegmar/Chemnitz“, steht auf dem weißen A4-Blatt. „Leider gibt es zurzeit an unserer Oberschule keinen ausgebildeten Physiklehrer, sodass im 2. Schulhalbjahr in den Klassenstufen 8 und 9 kein Physikunterricht stattfinden kann“, heißt es in dem Schreiben. Zuerst hatte der MDR über den Fall berichtet.
Eigentlich sollten Jugendliche in diesem Alter Grundlegendes in Mechanik, Elektrizitätslehre oder Optik lernen.
Ein Vater hatte die schräge Idee
Die Schüler der 6. und 7. Klassen bekämen nun wenigstens Unterricht von fachfremden Kollegen, sagte Schulleiter Karsten Schott dem MDR. Er nannte den Lehrermangel eine Katastrophe für die Schüler.
Ein Vater sei zuerst auf die Idee mit dem Aushang gekommen, um endlich jemanden zu finden. Voraussetzungen: „Liebe zum Kind“, „pädagogisches Geschick“ und „solide physikalische Grundkenntnisse“.
Das Schulamt weiß Bescheid
Auch das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) hat nichts gegen die Initiative. Ein Sprecher wies gegenüber dem MDR darauf hin, dass auf der Internetseite der Behörde auch Informationen für interessierte Seiteneinsteiger angeboten werden. Vor allem in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) fehlt qualifiziertes Personal.
Den Schülern erklärt hoffentlich bald jemand, wie Elektromotoren oder Windkraft funktionieren. Erste Interessenten hätten sich schon gemeldet, heißt es.