Gardelegen (Sachsen-Anhalt) – Agenten-Thriller auf dem Truppenübungsplatz: Hat ein radelnder Russe auf dem Gefechtsübungszentrum Heer in Gardelegen eine Militär-Übung ausspioniert?

Die Bundeswehr schließt dies nicht aus, berichtet der „Business-Insider“ (BI) und beruft sich auf eine „bundeswehrinternes Schreiben.“

Demnach ereignete sich der „Sicherheitsvorfall“ auf dem Ausbildungsgelände am vergangenen Donnerstag. Feldjäger, also Militärpolizisten, entdeckten bei der Streife auf dem 23.000 Hektar großen Gelände einen Fahrradfahrer. Das Gelände ist zwar nicht umzäunt, das Betreten jedoch verboten. Unter anderem warnen Schilder, Schranken versperren Waldwege.

Feldjäger ließen Russen laufen

Die Feldjäger kontrollierten deshalb den Radfahrer. Er wies sich mit einem russischen Pass aus, gab laut BI an, versehentlich auf dem Gelände zu sein. Er habe sich offenbar verfahren. Die Militärpolizei ließ den Russen laufen.

Dennoch: „Laut internen Bundeswehrunterlagen warnten die Feldjäger das Verteidigungsministerium jedoch, dass ein Spionageversuch nicht ausgeschlossen werden könne“, schreibt der BI, dem sowohl Polizei als auch Bundeswehr den Vorfall bestätigt hatten.

Neue Form von „Wegwerf-Agent“?

War der Radler im Armeewald eine ganz neue Art russischer Spion? Wie „Die Zeit“ recherchierte, rekrutiert Russland derzeit verstärkt „Nachwuchssaboteure“ in sozialen Netzwerken.

Junge Enthusiasten erhalten weder Anstellung noch geheimdienstliche Ausbildung, sondern zunächst ein paar Dollar für kleine Gefälligkeiten, wie ein Graffiti sprühen.

Gelingt das werden die Aufträge größer. Der „Wegwerf-Agent“ bekommt etwa ein paar Hundert Dollar, wenn er Fotos von einem bestimmten Ort macht. Fliegt er auf, hat der russische Geheimdienst kaum was eingebüßt, rekrutiert einfach den nächsten „Wegwerf-Agenten“.

Laut „Die Zeit“ steuert Russland seit Monaten solche Saboteure in ganz Westeuropa. Durchaus vorstellbar, dass „Wegwerf-Agenten“ im August auch für mehrere Einbrüche in auf Bundeswehr-Gelände verantwortlich waren. Zum Teil wurden Zäune durchschnitten.

In der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wurde Mitte August vermutet, dass Saboteure das Trinkwasser vergiftet hatten. Der Verdacht konnte später zwar ausgeschlossen werden. Die Diskussion über die zu lasche Sicherung kritischer Infrastruktur in Deutschland aber, sie ist entbrannt.