Macht der Teufel von Avignon jetzt auf Mitleid? Dominique Pélicot (71), der seine Frau über Jahre hinweg betäubt und fremden Männern zur Vergewaltigung überlassen hat, ist angeblich krank.

Am Dienstag sollte der Franzose eigentlich zum ersten Mal aussagen – doch durch seine Krankmeldung muss der Prozess nun möglicherweise unterbrochen werden, sagte der Vorsitzende Richter Roger Arata.

Die Anwälte des Opfers zeigten sich einverstanden. Weder Gisèle Pelicot (72) noch ihre Kinder wollten in Abwesenheit des Angeklagten aussagen. Woran genau Dominique Pélicot leidet, wurde nicht bekannt – französische Medien berichten, er sei bereits seit Tagen krank und habe in die Notaufnahme gemusst.

Frau betäubt und zur Vergewaltigung angeboten

Der geständige Franzose ist angeklagt, seine Ehefrau über Jahre hinweg mit Schlafmitteln betäubt und Fremden zur Vergewaltigung angeboten zu haben. Gutachter hatten ihm am Vortag bescheinigt, „egozentrisch“ und „manipulierend“ zu sein. Die perfide Erklärung des Täters gegenüber den Ermittlern: Es sei eine Art Sucht geworden.

Gisèle Pélicot hatte in der vergangenen Woche vor Gericht ausführlich geschildert, wie sie jahrelang unter unerklärlichen Gedächtnislücken und gynäkologischen Problemen litt, bevor sie erfuhr, in welcher Weise sich ihr Mann und Fremde an ihr vergangen hatten.

Vergewaltiger filmte brutale Taten

Dies wurde aufgedeckt, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet und die Ermittler auf etwa 4000 Fotos und Videos von Vergewaltigungen der offensichtlich bewusstlosen Frau stießen.

Mehr als neun Jahre dauerte ihr Martyrium: Die Ermittler identifizierten 200 Vergewaltigungen von Gisèle zwischen 2011 und 2020. 108 beging ihr Ehemann, in 92 Fällen waren es andere Männer.

53 Verdächtige konnten von der Polizei festgenommen werden. Einer ist mittlerweile gestorben, gegen zwei andere wurden die Vorwürfe fallen gelassen.

50 Vergewaltiger im Alter zwischen 26 und 74 Jahren und der Ehemann stehen jetzt vor Gericht. Die Angeklagten müssen sich unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von widerstandsunfähigen Menschen verantworten. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

Paar seit Prozessbeginn geschieden

Das Paar Pélicot ist mittlerweile geschieden – am 22. August fand der Verkündungstermin der Scheidung statt.

Gisèle und Dominique Pélicot hatten 1973 geheiratet. Nachdem die Taten im Herbst 2020 bekannt geworden waren, hatte Gisèle wieder ihren Mädchennamen angenommen und kurz darauf die Scheidung eingereicht.