Görlitz (Sachsen) – Er sieht aus wie ein Milchbubi, hat das Gesicht voller Tattoos und ist ein übler Neonazi: Am Samstag rückte Lukas A. aus Dresden zusammen mit seinen Kameraden in Görlitz an. Ihr Grund: Hass auf auf Homosexuelle.

Dort fand der erste grenzüberschreitende Christopher Street Day (CSD) in Görlitz und Zgoezelec (Polen) unter dem Motto „Gleiches Recht für alle! Równo?? praw dla wszystkich!“ statt. Neben den etwa 500 CSD-Teilnehmern rückten sowohl auf deutscher als auch polnischer Seite Neonazis zum Gegenprotest an.

Die Polizei sicherte beide Veranstaltungen mit insgesamt mehr als 600 Beamten auf beiden Seiten der Grenze ab. Im polnischen Zgorzelec rechnete man nach BILD-Informationen zudem mit zahlreichen Neonazis aus Warschau. Die konnten aber offenbar an einer Anreise gehindert werden, tauchten nicht in Nähe des Veranstaltungsortes auf.

Rechtsextreme Vereinigung „Elblandrevolte“ in Görlitz

In Görlitz (Sachsen) hatten die „Jungen Nationalisten“ (JN), die Jugendorganisation der NPD, zu einer Gegenversammlung aufgerufen. Unter den etwa 250 Teilnehmern waren viele Anhänger der berüchtigten rechtsextremistischen Vereinigung „Elblandrevolte“ zu finden, laut Verfassungsschutz der Dresdner Ableger der JN.

Die Polizei hatte vor Beginn der Neonazi-Versammlung bestimmte Auflagen erteilt. Unter anderem durfte die nicht wie der CSD auf die polnische Seite und ihnen wurde untersagt, Songs der „Atzen“ („Das geht ab“) und von „Gigi d‘Agostino“ (L‘amour touhours“) anzustimmen, die in jüngster Zeit immer wieder von Rechtsextremisten mit ausländerfeindlichen Parolen umgedichtet und missbraucht worden sind.

Während der Neonazi-Demo durch Görlitz skandierten die Rechtsextremen „HIV hilf uns doch, Schwule gibt es immer noch“. Das wurde von der Polizei umgehend untersagt.

„Bei der Gegenversammlung zum #CSD in #Görlitz wurde durch Entscheidung der Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet. Grund war das Skandieren einer Parole. Die Versammlung wurde angehalten & aufgefordert, dies zu unterlassen. Aktuell laufen Beweissicherungsmaßnahmen“, teilte die Polizei daraufhin bei X (vormals Twitter) mit.

Polizeisprecher Kay Siebenäuger (45) bestätigte gegenüber BILD: „Es wurden zwei Verfahren eingeleitet.“ Das zweite Verfahren wurde wegen des Spruchs „Deutschland erwache“ eingeleitet – auch diese Parole der nationalsozialistischen Propaganda wurde den Teilnehmern im Vorfeld untersagt.