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Nach Tötung von ukrainischem Politiker wird „russische Spur“ ermittelt

Zwei Tage nach den tödlichen Schüssen auf den ehemaligen ukrainischen Parlamentspräsidenten Andrij Parubij haben die Behörden einen Fahndungserfolg verkündet. Ein Verdächtiger sei gefasst worden und habe bereits „eine erste Aussage“ gemacht, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Die Polizei verfolge eine „russische Spur“, hieß es vom Chef der ukrainischen Polizei, Iwan Wyhiwskyj. Details wurden bislang keine genannt.

Parubij war eine der Leitfiguren der proeuropäischen Bewegungen in der Ukraine. Er wurde am Samstag in der westukrainischen Stadt Lwiw auf offener Straße erschossen. „Wir wissen, dass dies kein zufälliges Verbrechen war“, teilte Wyhiwskyj weiter mit. Der Täter habe achtmal auf Parubij gezielt und sich vor seiner Flucht vergewissert, „dass das Opfer wirklich tot war“. 

Der Verdächtige sei als Lieferant gekleidet gewesen und habe ein
Elektrofahrrad gefahren, meldete der ukrainische Sender Suspilne. Die Behörde hatten danach eine Untersuchung wegen „vorsätzlichen Mordes“ eingeleitet.

Innenminister Ihor Klymenko schrieb auf Telegram, an dem Einsatz zur Festnahme des Verdächtigen seien zahlreiche Polizisten und andere Sicherheitskräfte beteiligt gewesen. Das Verbrechen sei sorgfältig vorbereitet worden. „Der Zeitablauf der Bewegungen des Verstorbenen wurde erforscht, die Route wurde festgelegt und ein Fluchtplan wurde entworfen“, hieß es von Klymenko. Der Zugriff gelang demnach in der westlichen Region Chmelnyzkyj.

Parubij auf Fahndungsliste russischer Behörden

Bereits in einigen Würdigungen ukrainischer Politiker wurde der Verdacht geäußert, dass Russland an dem Mordanschlag beteiligt gewesen sei. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 haben beide Länder einander mehrfach die Ermordung von Politikern und ranghohen Militärvertretern vorgeworfen. Russische Staatsmedien berichteten, dass Parubij seit 2023 auf einer Fahndungsliste der Behörden in Russland stand.

Parubij war von 2016 bis 2019 Parlamentspräsident der Ukraine und diente zuvor einige Monate als Vorsitzender des Sicherheitsrats. Schon zu Sowjetzeiten hatte sich der studierte Historiker für die Unabhängigkeit der Ukraine eingesetzt. Er galt als eine der Leitfiguren bei den großen proeuropäischen Bewegungen der jüngeren ukrainischen Geschichte: der Maidan-Revolution von 2014 sowie der Orangenen Revolution im Jahr 2004.

Parubij befehligte Verteidigungsgruppen während der Maidan-Proteste, die blutig niedergeschlagen wurden. Die proeuropäischen Proteste stürzten 2014 den vom russischen Regime unterstützten damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Im Jahr 2014 überlebte Parubij einen versuchten Mordanschlag mit einer Kampfgranate.

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