Was für ein Paar! Friedrich Merz und Saskia Esken halten sich an den Händen, sprechen romantisch – und ganz München lacht über sie.

Während in Berlin über die Koalition von Union und SPD gepokert wird, treiben die Bayern schon Spott mit den Hauptpersonen der kommenden Regierung. Schauplatz ist das traditionelle Wirtshaus „Paulaner am Nockherberg“. Hier wurde am Mittwoch die Starkbier-Saison eröffnet.

In den Krügen schäumt der „Salvator“ mit 7,9 Prozent Alkohol. Im Publikum sitzen fast alle bayerischen Minister – an der Spitze Ministerpräsident Markus Söder (58).

Auf der Bühne des Festsaals wird ein Spott-Stück über sie aufgeführt. Schauspieler treten als Politiker auf: Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (66, SPD), Bald-Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU), FDP-Chef Christian Lindner, Wirtschaftsminister Robert Habeck und sogar AfD-Chefin Alice Weidel hat kurze Auftritte. Sie tanzen, sie singen, sie flirten.

„Derblecken“ nennen das die Bayern. Für Norddeutsche übersetzt: „veräppeln“.

Das schönste Paar in diesem Polit-Spektakel: Friedrich Merz (gespielt von David Zimmerschied) und SPD-Vorsitzende Saskia Esken (Natalie Hünig). Zusammengebracht werden sie von Markus Söder: „Darf ich vorstellen: die SPD. Der einzig mögliche Koalitionspartner.“

„Fühlt sich nach wahrer Liebe an“

Neben ihnen stehen die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär (Eli Wasserscheid) und Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (Judith Toth) und rufen: „Küssen! Küssen! Küssen!“ Merz versucht’s ungeschickt. Immerhin: Er duzt Esken.

Esken singt über schlechte Erfahrungen mit früheren Unionspolitikern in Großen Koalitionen und neue große Gefühle: „Hach, jetzt war es dreimal total kacke. Aber diesmal fühlt es sich nach wahrer Liebe an …“

Im wahren Leben ist das Verhältnis überhaupt nicht so innig. In den Sondierungsgesprächen sind Esken und Merz klar beim „Sie“. Das Verhältnis der beiden beschreiben Teilnehmer der Sondierungsgespräche als „höflich“.

Sehr unhöflich dagegen ist das Verhältnis von Merz zu Söder im Münchner Schauspiel: Der CDU-Chef trägt ein Lied auf einer hohen Leiter vor. Der Söder-Schauspieler stellt eine noch höhere daneben, klettert rauf und spricht ihn von oben herab an: „Weißt du, Fritz, ich war ja schon Europaminister, Umweltminister, Finanzminister und Ministerpräsident, während du sehr, sehr, sehr, sehr lang nicht Kanzler warst.“