Gemischte Gefühle auf der großen Wahlparty in der Berliner CDU-Zentrale!

Einerseits: Die Union und ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69) haben die Bundestagswahl gewonnen. Andererseits: Das Ergebnis ist nicht sonderlich berauschend. Die – vor allem psychologisch wichtigen – 30 Prozent plus x wurden nicht erreicht.

Und, was viel schwerer wiegt: Die Union könnte neben der SPD die Grünen als zweiten Koalitionspartner brauchen, wenn das BSW doch noch die Fünf-Prozent-Hürde schafft.

Denn: Die FDP fällt als möglicher zweiter Juniorpartner wahrscheinlich weg. Die Liberalen stehen in den aktuellen Hochrechnungen von ARD und ZDF deutlich unter 5 Prozent. Beim BSW wird es wohl eine Zitterpartie bis zur letzten Minute. In der ARD-Hochrechnung (Stand 22.27 Uhr) liegt die Wagenknecht-Partei bei 4,9 Prozent, im ZDF (Stand 23.10 Uhr) bei 5,0 Prozent.

Und: Die Bundeswahlleiterin hat um kurz nach 23 Uhr vermeldet, dass das BSW nach aktuellem Auszählungsstand über 5 Prozent steht. Es deutet sich an: Es geht um rund 10.000 Stimmen.

Ist also „links“ in Deutschland wirklich vorbei, wie es Merz noch am Samstag in München erklärt hatte?

Das könnte die erste Zerreißprobe für CDU/CSU werden. Denn: CSU-Chef Söder hat einen grünen Koalitionspartner im Wahlkampf mehrfach und eindeutig ausgeschlossen. „Das wird nicht einfach, wenn wir jetzt mit SPD und Grünen regieren müssen“, klagen CDU-Vorstände unisono.

Möglich wären in dem Fall auch: eine schwarz-rote Minderheitsregierung oder ein schwarz-rotes Bündnis mit dem BSW. Beides sehr unwahrscheinlich. Und: Eine Koalition der Union mit der AfD (hätte eine Mehrheit), schließt Merz kategorisch aus.

Jetzt kommt es vor allem auf das Unions-Verhandlungsteam an, das Merz für Sondierungsgespräche bereits zusammengestellt hat. Merz rief laut ARD bereits am Wahlabend bei SPD-Chef Lars Klingbeil an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren und zu raschen Gesprächen einzuladen.

Der Anruf entsprach einem Drehbuch, das er sich minutiös für den Wahlabend überlegt hatte. Die Vorbereitungen dafür liefen seit Wochen.

Für die Vorbereitung der Sondierungsgespräche ist die CDU/CSU-Fraktion zuständig. Hierbei im Zentrum: der Parlamentarische Geschäftsführer Thorsten Frei, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und CDU-General Carsten Linnemann.

Linnemann und Dobrindt stehen bereits seit Wochen in engem Kontakt mit Abgeordneten, um in möglichen Gesprächen mit SPD und Grünen nicht unterzugehen. Entsprechende Listen mit Personen, die im Fall der Fälle mit in Ministerien einziehen oder dort aufsteigen könnten, wurden erstellt.

Darauf sind auch Parteifreunde, die bis zum Machtverlust 2021 in diesen Ministerien gearbeitet haben und ihr Innenleben noch kennen. Merz und die Union sind dabei scharf auf einige Ministerien, u.a. Innen, Wirtschaft und Finanzen.

Merz sagte zu BILD: „Jetzt kommt es darauf an, Gemeinsamkeiten zu finden und aus der politischen Mitte heraus möglichst schnell eine stabile und handlungsfähige Regierung für Deutschland zu bilden.“

Sein Ziel: bis spätestens Ostern (20./21. April) soll eine neue Regierung stehen.

Viel zu tun …