Es gab Wasser, Cola, Sekt und O-Saft. Und zu Beginn erst mal Ovationen im Stehen für die Jubilarin!

Die CDU rief am Mittwochabend in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zur (nachgeholten) Feier des Geburtstags von Altkanzlerin Angela Merkel, die im Juli 70 geworden war.

Und (fast) alle aus der 16 Jahre langen Merkel-Amtszeit wollten sich das auf keinen Fall entgehen lassen.

Unter den Festgästen waren Alt-Präsident Christian Wulff (65), Merkels früherer Regierungssprecher Ulrich Wilhelm (63), ihre Ex-Minister Peter Altmaier (66, „Es geht mir so gut wie seit 30 Jahren nicht“), Johanna Wanka (73), Thomas de Maizière (70) und Jens Spahn (44, jetzt Fraktions-Vize) sowie ihr langjähriger Fraktionschef Volker Kauder (75, CDU). Auffällig: CSU-Chef und Bayern MP Markus Söder (57) kam mit lila Krawatte – wie Ton in Ton abgestimmt auf Merkels Blazer.

Söder zu BILD: „Der ähnliche Farbton war ein schöner Zufall.“ Zu einem Geburtstagsgeschenk für Merkel wollte Söder nichts verraten. Aber: „Ich habe Angela Merkel für nächstes Jahr wieder zu den Wagner-Festspielen nach Bayreuth eingeladen – und sie hat gerne zugesagt. Das hat mich sehr gefreut. Und Friedrich Merz will als Kanzlerkandidat gleich mitkommen.“

So wurde der Abend zum großen Klassentreffen alter und (teils) neuer Unions-Prominenz.

CDU-Chef Friedrich Merz (68), der Angela Merkel Jahrzehnte in herzlicher Abneigung verbunden war, ließ es sich nicht nehmen, den Gast des Abends am Eingang persönlich abzuholen und in den Festsaal zu geleiten. Diese Geste gab den Takt für den Abend vor.

„Herzlichen Glückwunsch zu dem deinem großen runden Geburtstag, liebe Angela“, sagte Merz. Und: „Es ist uns ganz einfach eine Ehre, diesen Tag für dich auszurichten.“

Er hoffe und wünsche, dass Merkel der Partei, in der sie ja Mitglied sei, gewogen bleibe, fügte er noch etwas neckisch an.

Und das aus gutem Grund: Denn monatelang hatte es so ausgesehen, als würde es keine gemeinsame Feier zu diesem runden Geburtstag geben. Es gab Gehakel, ging zwischen dem Büro Merkel und der Partei hin und her.

Merkel ist auf Distanz zur CDU, zur Politik generell

Denn: Merkel ist seit ihrem Ausscheiden als Kanzlerin auf Distanz zur CDU, zur Politik generell. Außerdem musste sie ihre Memoiren fertig schreiben (erscheinen am 26. November).

Und die CDU?

Distanziert sich inhaltlich gerade von ihrem Erbe, schlägt in der Migrationspolitik einen anderen Weg mit Zurückweisungen an den Grenzen statt offenen Grenzen ein.

Dass ausgerechnet Friedrich Merz ihr Nachfolger an der Parteispitze und nächste Kanzlerkandidat werden würde? Für Merkel sicher kein Grund zur Euphorie. Doch Merz gab sich versöhnlich und respektvoll.

Ein Moment der Versöhnung

Er würdigte Merkel als „Persönlichkeit, die das Land geprägt hat“. Politiker könnten nicht alle Konsequenzen ihrer Handlungsentscheidungen voraussehen, die Historiker würden es später in der Rückschau dann „besser“ wissen. Das habe schon Hannah Arendt festgestellt – und darauf konnten sich sicher alle einigen.

Und so schlug auch Merkel sanfte Töne an: „Lieber Friedrich, jeder weiß, dass wir Höhen und Tiefen hatten“, aber: „Kanzlerkandidat zu sein, das ist etwas ganz Besonderes. Es ist Ehre und Auftrag zugleich. Ich wünsche dir viel Erfolg für die Union insgesamt und für unser Land.“

Ein Moment der Versöhnung, den die – im Grunde harmoniesüchtige Union – sich trotz des Dauerzoffs um die Migrationspolitik und Merkels Rolle auf dem Höhepunkt der ersten Flüchtlingskrise ersehnt hatte. Selbst der im vergangenen Jahr verstorbene Wolfgang Schäuble (81) hatte daran nicht mehr geglaubt.

Merkels Ex-Fraktionschef Volker Kauder zu BILD: „Da sieht man, dass pessimistische Einschätzungen auch mal durch die Wirklichkeit überholt werden.“

Den Festvortrag hielt auf Wunsch des Geburtstagskinds der Kunsthistoriker Horst Bredenkamp.

Ebenfalls unter den Fest-Gästen, die das Büro von Angela Merkel handverlesen ausgewählt hatte: die früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (66) und Volker Bouffier (72), Friede Springer und der Schauspieler Ulrich Matthes (65).

Beim Empfang gab es anschließend Fingerfood. Die Idee der CDU-Strategen: das Buffet war an Angela Merkels Lebens- und Urlaubsorte angelehnt. BILD kennt das Menu:

Stralsund: Stralsunder Fischtopf

Südtirol: Marillenknödel mit Vanille-Sauce

Ischia: Käse-Parmaschinken-Röllchen

Templin: Mini-Apfelkuchen und Leberwurst auf Sprossenbrot

Leipzig: Leipziger Lerchen (Marzipanküchlein)

Templin: Plinsen-Röllchen

Berlin: Mini-Buletten mit Kartoffelsalat

Hamburg: Roter Heringssalat

Angela Merkel sprach dann auch noch einmal vertraulich mit Friedrich Merz. Weitere Fotos wollte sie aber lieber nicht mehr viele.

Nach dem Motto: Besser nichts übertreiben…