Sie bestieg den Thron, während ihr verstorbener Vater daneben im Sarg lag.
Die Maori, das indigene Volk von Neuseeland, haben eine neue Königin. Sie heißt Nga Wai hono i te po Paki, ist 27 Jahre alt und nach ihrer Großmutter erst die zweite gekrönte Frau in der Monarchie, die seit 1858 besteht und eine Idee der legendären britischen Königin Victoria war.
Sie soll eine Einheit unter den verschiedenen Maori-Stämmen schaffen, die ihr neues Oberhaupt per Wahl bestimmen. Nach dem Tod ihres Vaters, König Tuheitia Pootatau Te Wherowhero VII., wurde sie als einzige Tochter (sie hat noch zwei ältere Brüder) zur Königin bestimmt. Ihr Vater war schon seit zwei Jahren gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe und starb letzten Freitag nach einer Herzoperation.
Viele sind voll des Lobes für die neue Königin. Annette Sykes, eine Anwältin, die hauptsächlich für die Rechte des Naturvolks kämpft, sagt: „Wir alle haben sie aufwachsen sehen. Sie ist sehr bescheiden. Ich habe sie zu einer Frau heranreifen sehen, die Wissensdurst hat. Sie ist jemand, der Gucci trägt, und sie trägt Moko Kauae (das Kinn-Tattoo, Anm. d. Red.). Sie führt uns in unbekannte und turbulente Gewässer und sie wird es mit Bravour tun.“
In der Funktion als Königin der Maori hat sie zwar eher repräsentative Aufgaben, allerdings ist sie einflussreich, wenn es um die Wahrung der Rechte und der Kultur des Volkes geht. Das ist wichtig, denn immer noch verdienen Maori weniger, haben eine geringere Lebenserwartung als andere Neuseeländer und ihre Kinder sind häufig auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Das alles soll mit Nga Wai hono i te po Paki besser werden. „Sie ist der Neubeginn“, meint Anwältin Sykes laut „The Guardian“. Die neue Königin studierte an der University of Waikato und erlangte einen Bachelor in Kunst.
Nach ihrer Krönung mit heiligen Ölen, der Bibel, die schon beim ersten König verwendet wurde, begleitete sie den Sarg ihres Vaters dann in einer Flotte von vier Kriegs-Kanus den Waikato-Fluss hinab.
Viele Menschen säumten das Flussufer, während die Trauerprozession vorüberglitt. Vom Fuße des heiligen Bergs Taupiri trugen Rugby-Spieler anschließend den Sarg den steilen Hang hinauf zum Gipfel, der traditionell letzten Ruhestätte verstorbener Maori-Herrscher.