Löst Trumps Zoll-Krieg den nächsten Teuer-Schock weltweit aus?

Darauf deuteten am Mittwochabend Aussagen des mächtigsten Bankers der Welt hin, des amerikanische Notenbankchefs Jerome Powell. Der Mann wählt seine Worte stets mit Bedacht, um die Finanzmärkte nicht zu erschrecken – war aber recht klar.

„Zölle werden höchstwahrscheinlich zumindest vorübergehend zu einem Anstieg der Inflation führen“, sagte Powell in Chicago.

Und weiter: Da die Zölle deutlich stärker erhöht wurden als erwartet, dürften „auch die wirtschaftlichen Auswirkungen, zu denen eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum gehören werden“, stärker ausfallen.

Heißt: Wegen Trump ist die Inflationsgefahr zurück!

Nächster schwarzer Tag für die US-Börse

Die US-Börse erlebte am Mittwoch einen weiteren schwarzen Tag. Hauptgrund: Die Trump-Regierung belegte den Chip-Giganten Nvidia mit einem neuen Export-Stopp für seine KI-Chips des Typs H20 nach China. Dies brockt Nvidia Einbußen in Höhe von 5,5 Mrd. Dollar ein; die Aktie fiel um gut 7 Prozent und riss die Tech-Börse Nasdaq mit nach unten (sie schloss mit einem Minus von mehr als 3 Prozent).

Wird die US-Notenbank die Wirtschaft stützen? Da sendete Jerome Powell ein überraschend klares Signal: vorerst nein. Vielleicht auch, weil Trump ihn dazu drängt, die Zinsen zu senken.

Die Märkte schwankten zwar zuletzt sehr stark, diese Reaktionen seien aber angemessen und zeigten somit, dass die Märkte funktionierten. Die Fed könne zunächst die Zinsen konstant halten, „um auf größere Klarheit zu warten“, was die genauen Folgen der Zölle angeht.

Nahrungsmittel schon jetzt teurer

Der Deutsche Aktienindex (Dax) zog nicht nach. Er startete im Plus, drehte nach einer Stunde aber ins Minus, ohne stark abzuschmieren (Stand 10.30 Uhr: ca. minus 0,3 Prozent bei 21.240 Punkten).

Überraschende Nachricht am Morgen: Die Erzeugerpreise – sie geben die Richtung für die Verbraucherpreise vor – waren im März gefallen (minus 0,2 Prozent zum Vorjahr), obwohl die meisten Experten mit einem Anstieg gerechnet hatten. Allerdings erklärte sich dieser Rückgang nur damit, dass die Energiepreise zurückgegangen waren (um 3,6 Prozent).

Nahrungsmittel kosteten dagegen 2,9 Prozent mehr, insbesondere Butter (plus 28,4 Prozent), Kaffee (plus 35,2 Prozent) und pflanzliche Öle (plus 18,7 Prozent). Billiger zu haben waren vor allem Zucker (minus 37,9 Prozent) und Schweinefleisch (minus 15,0 Prozent).

Was macht die Euro-Bank EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet heute (Bekanntgabe 14.15 Uhr) über die Höhe der Leitzinsen. Die meisten Experten rechnen fest damit, dass der maßgebliche Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 2,25 Prozent heruntergesetzt wird. Es wäre die siebte Senkung seit Juni 2024.

ABER: Die amerikanischen Zölle und die geopolitischen Spannungen, die Trump auslöste, setzen die Wirtschaft in Europa stark unter Druck. Gleichzeitig schwächte sich die Inflation im Euroraum im März auf 2,2 Prozent ab.

Eine Mini-Zinssenkung, mit der bereits alle seit Monaten rechnen, wäre – wenn überhaupt – nur eine kleine Abfederung dessen, was in diesen Tagen aus Washington über den großen Teich in Sachen Handelspolitik zu uns herüberschwappe, meint Jürgen Molnar von RoboMarkets.

Heißt: Überraschungen sind nicht ausgeschlossen. Auch der wirtschaftliche Ausblick, den EZB-Chefin Christine Lagarde ab 14.45 Uhr präsentiert, dürfte spannend werden.