Schwere Anschuldigungen!

Tabea Alt hat in einem Instagram-Post eine Stellungnahme zu ihrer Laufbahn als Turnerin veröffentlicht und schreibt darin über „Missstände in Stuttgart, aber auch im deutschen Frauenturnen generell.“

Es sind schwere Vorwürfe, die der Ex-Olympia-Star (Teamfinale 2016 in Rio) erhebt.

Alt über ihre Karriere: „In all diesen Jahren hat man meine Gesundheit ganz GEZIELT aufs Spiel gesetzt, in dem man ärztliche VORGABEN missachtete und mich selbst mit mehreren FRAKTUREN (Knochenbrüchen) turnen ließ und in den Wettkampf schickte.“

Und weiter: „Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel, Drohungen und Demütigungen waren an der Tagesordnung. Heute weiß ich, es war systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch.“

Die Stuttgarterin erklärt auch, dass sie vor „DREI Jahren einen ausführlichen Brief an meine Heimtrainer, die Bundestrainerin, den DTB-Präsidenten, den Teamarzt und an weitere Verantwortliche geschrieben“ habe. Darin habe sie am Beispiel ihrer eigenen Laufbahn die Probleme „klar benannt und bekannt gemacht.“

In diesem Brief soll Alt zudem Lösungsvorschläge unterbreitet haben, wie man diese Missstände lösen könnte und „junge Talente vor den Fehlern, die bei mir gemacht wurden, zu SCHÜTZEN.“

Denn: „Es ist kein Einzelfall“, erklärt sie.

Passiert sei damals aber wohl nichts. Alt in ihrer Erklärung: „Ich musste mit Bedauern feststellen, dass es erfolglos war und zu nichts geführt hat. Es wurde ignoriert oder einfach nicht ernst genommen.“

Ihr Appell: „Wir müssen endlich gehört werden! Es geht um junge Menschen, es geht um deren Gesundheit und dass deren Karrieren nicht aufhören, bevor sie überhaupt angefangen haben. Desweiteren geht es dabei um den Schutz der wohl schönsten Sportart der Welt. Dieses System muss sich verändern, um sich weiterentwickeln zu können.“

Viele deutsche Sport-Stars haben den Beitrag, der Samstagmittag veröffentlicht wurde, mittlerweile mit „Gefällt mir“ markiert. Darunter u. a. Leichtathletik-Star Gina Lückenkemper (28) oder Turn-Kollegin Emma Malewski (20).

Im April 2021 hatte Alt ihre Karriere verletzungsbedingt im Alter von nur 21 Jahren beenden müssen. Sie litt unter Schulter- und Rückenproblemen erlitt dazu einen Ermüdungsbruch im linken Fuß. Nach WM-Bronze 2017 am Schwebebalken konnte sie kaum noch an Wettkämpfen teilnehmen.

Am Samstagnachmittag reagierte der Deutsche Turner-Bund (DTB) auf BILD-Nachfrage in einer gemeinsamen Stellungnahme mit dem Schwäbischen Turnerbund (STB) auf die Vorwürfe und erklärte: „Beide Verbände werden gemeinsam eine Untersuchung initiieren, in der das Geschehen aufgearbeitet wird. Für diese Untersuchung wird auch externe Unterstützung hinzugezogen werden. Gegenstand der Untersuchung wird mögliches Fehlverhalten von Trainerinnen und Trainern aber auch Fehler im Leistungssportsystem an Bundesstützpunkten sowie der Umgang mit möglichen Hinweisen innerhalb der Verbandsstrukturen des STB und DTB sein.“

Und weiter: „Wir nehmen die öffentliche Debatte und die Vorwürfe zum Thema mentale Gesundheit von Leistungsturnerinnen und -turnern sehr ernst. In diesem Zusammenhang liegen DTB und STB konkrete Informationen zu möglichem Fehlverhalten von Seiten verantwortlicher Trainer am Bundesstützpunkt in Stuttgart vor.“

Klingt, als wurde Alts Hilferuf nicht ungehört verhallen.