Accra – Es klingt wie finsterstes Mittelalter, ist aber leider brandaktuell: In Ghana sehen sich hunderte Menschen mit dem Vorwurf der Hexerei konfrontiert! Es drohen schwerste Menschenrechtsverletzungen, warnt Amnesty International (AI).
Insbesondere ältere Frauen seien in dem westafrikanischen Land der Gefahr von „Einschüchterungen, körperlichen Attacken oder sogar dem Tod“ ausgesetzt, erklärte AI. Die Organisation forderte die Regierung auf, Beschuldigungen der Hexerei und rituelle Attacken unter Strafe zu stellen.
In vielen Teilen Ghanas – besonders in ländlichen Gebieten – ist der Glaube an Hexerei tief verwurzelt. Menschen glauben, dass bestimmte Individuen – häufig ältere Frauen – übernatürliche Kräfte besitzen, mit denen sie Schaden anrichten können: etwa Krankheiten verursachen, Unfälle herbeiführen oder familiäre Konflikte verschärfen.
Verbannung im Hexenlager
Menschen, die dem Vorwurf der Hexerei ausgesetzt sind, werden üblicherweise aus ihrem Zuhause verbannt. In Ghana suchen Betroffene oft Flucht in sogenannten Hexenlagern, die von traditionellen Priestern geführt werden. In den oft sehr ärmlichen Lagern müssen die vermeintlichen Hexen bis zum Tod ausharren – es sei denn, eine andere Gemeinschaft nimmt sie auf.
▶︎ Hexerei-Vorwürfe werden oft nach tragischen Vorfällen wie Krankheit oder Tod erhoben. Betroffen seien besonders ältere, arme Frauen, die krank oder behindert sind oder Personen, die „nicht dem stereotypen Geschlechterbild entsprechen“, so AI. Ghana unternehme nicht genügend, um Opfer zu schützen, kritisierte Amnesty International.
In den letzten Jahren kam es auch immer wieder zu Gewalt, bis hin zu Morden!
▶︎ Internationale Empörung löste der Fall von Akua Denteh aus: Die 90-Jährige wurde 2020 in der Region Savannah zu Tode geprügelt. Denteh wurde für die angeblich zu langsame Entwicklung des Dorfs und andere ungewöhnliche Vorkommnisse verantwortlich gemacht. Die Tat wurde gefilmt, verbreitete sich rasch in sozialen Medien. Drei Jahre nach dem Lynchmord wurden von sieben Angeklagten fünf freigesprochen, berichtete die ghanaische Plattform „The Herald“. Die beiden Haupttäterinnen erhielten je 12 Jahre Gefängnis.
Im selben Jahr beschloss Ghana ein Gesetz, das Hexerei-Vorwürfe unter Strafe stellen soll. Bislang wurde das Gesetz aber nicht unterzeichnet.