Wie sicher ist eigentlich unser Gold, unser Notgroschen für Krisenzeiten?
Deutschland hat nach den USA die zweitgrößten Goldreserven der Welt – 3375 Tonnen (270.000 Barren à 12,5 Kilogramm). Aktuell ist ihr Wert auf Rekordhoch: rund 280 Milliarden Euro.
Brisant: Fast 37 Prozent davon (Wert: rund 100 Mrd. Euro!) haben wir den USA anvertraut, mit der Hoffnung, das Gold im Krisenfall (Krieg, Naturkatastrophe, Währungskollaps usw.) direkt in US-Dollar tauschen zu können.
Die Barren lagern bei der – politisch bislang unabhängigen – US-Notenbank, der Federal Reserve Bank (kurz „Fed“) in New York.
Zweifel an der Sicherheit des Goldes
Doch jetzt, da immer mehr Indizien auf einen Handelskrieg hindeuten, kocht eine schon einmal geführte Debatte wieder hoch: Gehört nicht jeder einzelne Barren der deutschen Goldreserve in die Tresore der Bundesbank in Frankfurt?
Dafür gibt es gleich zwei Gründe:
▶︎ Die Unsicherheit, ob Deutschland sich auf die USA unter dem Kreml-freundlichen US-Präsidenten Donald Trump (78) überhaupt noch verlassen kann. Zumal Trump mehrfach den Wunsch geäußert hat, mehr Kontrolle über die Fed zu erhalten. Sein Effizienz-Beauftragter Elon Musk (53) würde sie gern „überprüfen“.
▶︎ Und eine Debatte um die Sicherheit staatlicher Goldreserven in den Vereinigten Staaten selbst: Trump und Musk haben öffentlich angezweifelt, dass die US-Gold-Bestände noch liegen, wo sie liegen sollten: in Fort Knox, dem angeblich bestgeschützten Ort der Welt.
Heißt: Die US-Regierung legt aktuell nicht einmal für eigene Goldreserven die Hand ins Feuer.
Steuerzahlerbund: Schnellstmöglich handeln!
Michael Jäger (62) vom Europäischen Steuerzahlerbund war noch nie ein Freund der Auslandslagerung. Doch mit Blick auf die jüngsten Eskalationen sieht er sofortigen Handlungsbedarf.
Jäger zu BILD: „Bundesbank und Bundesregierung müssen in dieser Phase der weltpolitischen Machtverschiebungen Weitsicht beweisen und das deutsche Gold aus den USA sofort zurückholen. Gerade in einer Zeit, in der in Berlin und in Brüssel über immense Neuverschuldung diskutiert wird, brauchen wir im Notfall sofortigen Zugriff auf alle Goldreserven.“
Goldbarren „physikalisch prüfen“
Seine Mindestforderung: Eine Überprüfung der Vorräte, die nicht nur aus einem Blick in den Tresorraum bestehen dürfe: „Wenn selbst Trump das Gold der USA in Fort Knox in Augenschein nehmen will, um sicherzugehen, dann müsste das auch die Mindestanforderung der neuen Bundesregierung für das deutsche Gold in den USA sein“, sagt Jäger. Entscheidend sei, die Goldbarren „auch physikalisch zu prüfen“.
Besser wäre aber, „die gesamten deutschen Goldvorräte schnellstmöglich nach Frankfurt oder zumindest nach Europa zu holen.“
Wanderwitz (CDU): „Natürlich stellt sich die Frage neu“
Unterstützung bekommt Jäger aus der Politik. Der scheidende CDU-Abgeordnete Marco Wanderwitz (49) beantragte 2012 (vergeblich), die deutschen Goldvorräte im Ausland sehen zu dürfen. Zusammen mit Parteifreund Philipp Mißfelder (†2015) vertrat er die Ansicht: „Entweder regelmäßig kontrollieren oder das Gold zurückholen“.
Wanderwitz sagt jetzt zu BILD: „Natürlich stellt sich jetzt die Frage neu.“
Auch für den langjährigen EU-Abgeordneten Markus Ferber (60, CSU) gilt das Motto: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Ferber zu BILD: „Ich fordere die regelmäßige Kontrolle der deutschen Goldreserven. Dazu müssen offizielle Vertreter der Bundesbank die Barren persönlich durchzählen und ihre Ergebnisse dokumentieren.“
Das sagt die Bundesbank
Doch was sagt die Bundesbank dazu?
Auf BILD-Anfrage, ob die Bundesbank die Sicherheit der deutschen Goldreserven anders bewertet als vor Trumps Amtsantritt zitiert ein Sprecher eine Aussage von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel (58) vom Februar: „Wir haben (…) überhaupt keinen Zweifel daran, dass wir mit der Fed New York einen vertrauenswürdigen, verlässlichen Partner bei der Aufbewahrung unserer Goldbestände haben.“
Er habe „keine schlaflosen Nächte“ und „vollstes Vertrauen zu unseren Kollegen bei der amerikanischen Notenbank“.
Auf BILD-Anfrage bekräftigte die Bundesbank: Diese Position gilt weiterhin – trotz des immer schärferen Handelskonflikts zwischen den USA und der EU.