Emsland (Niedersachsen) – Ein reiches Ehepaar (81, 83) wird in seiner Villa überfallen, misshandelt, ausgeraubt. Zwei Jahre jagen Ermittler die Täter erfolglos. Bis ein ehemaliger Häftling auspackt. BILD traf den Mann, der die mutmaßlichen Räuber verriet – und dafür 25 000 Euro Belohnung bekam.

Als Treffpunkt für das Interview wählt der Ex-Knacki den Parkplatz vor einer JVA. Und gleich zu Beginn des Gesprächs stellt er klar: „Es ging mir nie um die Belohnung! Ich wollte nur, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen – denn einen wehrlosen alten Mann zu verprügeln, das geht einfach nicht!“

Der ehemalige Strafgefangene, der nicht namentlich genannt werden möchte, hat mehr als zehn Jahre in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen verbracht. 2022 teilt er sich in der JVA Bochum den Zellentrakt mit Adil B. (28) und Lukas K. (33). Beide können das Gefängnis damals immer wieder verlassen. K. ist im offenen Vollzug, B. hat sogenannten „Langzeitausgang“.

Im Knast prahlten sie mit ihrem Raubüberfall

Während dieser Stunden in Freiheit sollen die beiden im August 2022 den brutalen Raubzug begangen und damit anschließend vor ihrem Zellennachbarn geprahlt haben.

Laut Ermittlern drangen Adil B. und Lukas K. in die Luxus-Villa des Rentnerpaars aus Werlte (Niedersachsen) ein und hielten die Eheleute zwei Stunden lang in ihrer Gewalt. Sie raubten Schmuck im Wert von 95 000 Euro, 77 000 Euro Bargeld, eine Pistole und eine Jagdwaffe. Der 83-jährige Villenbesitzer wurde bei dem Überfall schwer verletzt. Er hatte versucht, sich gegen die Einbrecher zu wehren.

Niemand reagiert auf seinen Brief an die Staatsanwaltschaft

Lange habe der Mithäftling der beiden Räuber geschwiegen. „Ich musste das erst einmal sacken lassen“, sagt er jetzt zu BILD. „Im Januar 2023 habe ich dann einen Brief an die Staatsanwaltschaft Münster geschickt mit allem Insiderwissen und dem Hinweis auf einen weiteren schweren Diebstahl. Aber es hat sich nie jemand gemeldet!“

13 Monate später veröffentlicht die Polizei schließlich Fahndungsfotos der Täter, zusammen mit den Tonaufnahmen aus der Überwachungskamera.

„Ich habe den Bericht auf bild.de gesehen und mich sofort bei der Polizei gemeldet“, sagt der Zeuge. „Die Beamten wurden dann hellhörig, als ich Details wusste. Nach der Belohnung habe ich aber nie gefragt.“

Stimmproben liefern den letzten Beweis

Als schließlich die Auswertung der Stimmproben seine Aussagen bestätigten, nahm die Polizei die beiden Männer fest.

„Noch am selben Morgen der Verhaftung bekam ich einen Anruf vom Chefermittler, der mir stolz mitteilte: ‚Wir haben sie gefasst!’. Ich war erleichtert und froh, dass sie nicht noch mehr Menschen verletzen. Sie gehören für immer eingesperrt.“

Seine ehemaligen Zellennachbarn wird er demnächst vor Gericht wiedertreffen: „Die werden mich so hasserfüllt ansehen. Aber das ist mir egal.“

Und die Belohnung? „Das wird Zeit brauchen, bis ich die bekomme. Denn ehe die Täter rechtskräftig verurteilt sind, kann es ja ewig dauern.“