In diesen Momenten ist der Sport vollkommen egal …

Der Weihnachtsmarkt-Anschlag von Magdeburg überschattet auch das Zweitligaspiel des ortsansässigen Fußball-Zweitligisten bei Fortuna Düsseldorf.

Während der laufenden Partie verbreitet sich die Schreckens-Nachricht in den Fan-Blöcken. Die Anhänger beider Mannschaften stellen daraufhin die Unterstützung ein, verhalten sich ruhig.

Die Stimmung in der Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena (Kapazität für 54.600 Fans) wird dadurch nahezu gespenstisch.

Magdeburg liegt gegen die Fortuna zwischenzeitlich mit 1:2 hinten, kann das Spiel aber drehen und mit 5:2 gewinnen. Schon vor Abpfiff verlässt ein Großteil der FCM-Fans das Stadion.

Zehn Minuten vor Schluss wird auf den Stadion-Bildschirmen in Düsseldorf eingeblendet: „Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Die Kurven haben daher den Support eingestellt“.

In der Kabine herrschte Hektik

Im Laufe der zweiten Halbzeit wirkt es so, als hätten auch die Spieler auf dem Rasen etwas von der Schock-Meldung mitbekommen. Als El Hankouri (87. Minute) zum 4:2 für Magdeburg trifft, hebt Niederländer vor den mitgereisten Fans entschuldigend die Arme in die Luft.

Magdeburgs Sportdirektor Otmar Schork hatte in der zweiten Halbzeit mehrere Nachrichten auf sein Handy bekommen hatte – und war daraufhin von der Tribüne zur FCM-Bank geeilt. Dort informierte er die Ersatzspieler und das Betreuerteam. Nach Abpfiff trotteten die Spieler mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Dort glühten dann die Handys. Hektisch versuchten Mannschaft, Trainerteam und Mitarbeiter Informationen aus ihrer Heimstadt und den Familien zu bekommen.

Nach der Partie gab es keine Interviews mit Spielern aus Magdeburg, die sich geschlossen in der Kabine befanden. Auch die Pressekonferenz wurde abgesagt. Um 20.42 Uhr tritt dann Fortuna-Stürmer André Hoffmann (31) vor das TV-Mikrofon, sagt: „Ich habe wenige Informationen. Im Laufe der 2. Halbzeit habe ich eine Info bekommen. Klar ist, dass Fußball sofort in den Hintergrund rückt. Da gibt es wichtigere Dinge. Ich möchte im Namen von allen unser Mitgefühl aussprechen.“

Auch Schalke-Spieler Ron Schallenberg (26), der im Parallel-Spiel gegen Elversberg traf, äußerte sich zu dem Anschlag in Magdeburg: „Ich habe gehört, was passiert ist. Ich war vor fünf Minuten noch der glücklichste Mensch. Jetzt rückt der Fußball in den Hintergrund. Meine Gedanken sind gerade mehr in Magdeburg.“

So ist die Lage in Magdeburg (Stand: 22.54 Uhr)

Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Um 19.04 Uhr begann das Grauen. Bei dem Tat-Fahrzeug soll es sich um einen dunklen BMW handeln. Der Fahrer wurde unmittelbar danach festgenommen.

Nach BILD-Informationen handelt es sich bei dem Täter um einen Arzt, der in Bernburg (Saale) lebt und am Klinikum arbeitet. Er stammt aus Saudi-Arabien und ist 50 Jahre alt.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Erich Haseloff (CDU) hat mitgeteilt, dass es mindestens zwei Tote gegeben haben soll – darunter nach seinen Angaben ein Kleinkind. Zudem sollen mehr als 50 Menschen verletzt worden sein. Die Stadt Magdeburg sprach von 68 Betroffenen sowie 15 Schwerstverletzten.

Laut Augenzeugen steuerte das Auto offenbar direkt in die Menschenmenge in Richtung Rathaus. Menschen seien in Panik davongelaufen. Der Weihnachtsmarkt wurde am Abend geschlossen, der Organisator rief dazu auf, die Innenstadt zu verlassen.

In den sozialen Medien kursieren Videos, die den Anschlag zeigen sollen. Mehrere Medien zeigen das Video, für dessen Echtheit es noch keine Bestätigung gibt.

Alle Entwicklungen zum Anschlag in Magdeburg gibt es hier im Live-Ticker.