Sulawesi – Hier leben die Leichen länger: Im Süden der indonesischen Insel Sulawesi finden die Toten keine Ruhe. Und niemand stört sich dran – im Gegenteil: Nicht selten verweilen die Gestorbenen jahrelang im Kreise ihrer Angehörigen!
Für das Volk der Toraja ist das Leben auf der Erde nur eine kurze Etappe auf dem Weg ins Jenseits. Ihr bizarrer Totenkult dürfte auf der Welt einzigartig sein.
Die Toraja behandeln ihre Toten, als wäre nichts gewesen: Sie schwatzen und tratschen mit ihnen, führen die Leichen auch mal auf einen Spaziergang durch die vertraute Umgebung. Denn in Wahrheit schlafen ihre Liebsten nur, vielleicht kränkeln sie auch ein wenig, so ihr Glaube.
Formaldehyd gegen Verwesung
Damit die Dahingeschiedenen einigermaßen in Form bleiben, wird ihnen Formaldehyd unter die Haut gespritzt. Die Prozedur ist nötig, um den Verwesungsprozess möglichst in die Länge zu ziehen. Denn vom tatsächlichen Tod bis zur endgültigen Beisetzung vergehen mitunter mehrere Jahre.
Die ultimativen Begräbnisfeiern sind opulente, bis zu zehn Tage dauernde Feste für die Ewigkeit! Und ein wahrer Leichenschmaus: Dutzende Wasserbüffel und hunderte Schweine, ein jedes mit dem Namen des edlen Spenders geschmückt, werden dabei geopfert. Weil für jeden Büffel und jedes Schwein Steuern fällig werden, kosten die Totenfeiern bis zu 50 000 Dollar – mehr als das zwanzigfache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens in Indonesien.
Erst nach dem großen Opferfest kann die Seele der Verstorbenen endgültig gehen. Aber die Körperhülle bleibt fester Bestandteil der Familie: Alle paar Jahre werden die mumifizierten Toten aus ihren Grabstätten geholt, um sie einer Reinigungs-Zeremonie zu unterziehen. Dann werden die Leichen nicht nur gesäubert, sondern auch frisch eingekleidet und im Dorf zur Schau gestellt. Bei Bedarf auch mit Zigarette zwischen den morschen Kieferknochen. Gegen den Modergeruch helfen Gesichtsmasken.