Missunde (Schleswig-Holstein) – Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – das bekam Fährbetreiber Rüdiger Jöns (59) in den vergangenen Monaten volle Breitseite zu spüren. Doch langsam reicht ihm das große FÄHRsagen der Politik an der Schlei: Jöns fordert Schadenersatz.

Seit 1471 fährt beim kleinen Ort Missunde an der Schlei (Schleswig-Holstein) eine Fähre über den Ostsee-Fjord. Jahrzehntelang ging alles gut mit der dieselbetriebenen „Missunde II“. Bis man in der Politik auf die Idee kam: Diesel geht nicht mehr, eine Solar-Fähre muss her. Und damit begann die Misere.

Wochenlanger Ausfall und unnötige Personalkosten

„Ich musste wiederholt den Fährverkehr wochenlang einstellen. Den großen finanziellen Schaden möchte ich ausgeglichen bekommen“, berichtet Jöns im Gespräch mit BILD. In Summe 26 Wochen, dabei seien nur 12 Wochen geplant gewesen. Das habe ihn zusätzlich zum Verdienstausfall über 60 000 Euro gekostet: „Ich musste Monate lang Personal bereithalten, das dann nicht arbeiten konnte.“

Deswegen fordert er Schadenersatz vom Land. Am Dienstag sei die letzte Frist ausgelaufen, gehört habe er bisher aber noch nichts. „Dabei haben wir ohne eigenes Verschulden wirtschaftlich die volle Breitseite abbekommen“, so Jöns.

Öko-Schiff nicht steuerbar

Was war genau passiert? Die neue Solar-Fähre „Missunde III“ wurde für 3,3 Mio. Euro in Sachsen-Anhalt gebaut und dann an die Schlei gebracht. Dort war schnell klar: Das Schiff ist zwar öko, aber leider dem Wind und der Strömung vor Ort nicht gewachsen, also nicht steuerbar. Schlecht bei einem Schiff, das pro Jahr bei Wind und Wetter bis zu 150 000 Autos sicher und schnell von einer Seite auf die andere bringen muss.

Damit es doch noch zum Einsatz kommen kann, wird es nun teuer umgebaut. Es soll zusätzlich zwei Bugstrahlruder bekommen, die das Manövrieren erleichtern. Wie lange das dauert? Unbekannt. Ob das wirklich hilft? Ungewiss.

Um den Fährbetrieb in der Zwischenzeit am Laufen zu halten, hat man im Ministerium von Umweltminister Tobias Goldschmidt (43, Grüne) entschieden: Die alte Diesel-Fähre muss wieder her. Die hatte man bereits für 17 000 Euro verkauft – und jetzt für 100 000 Euro zurückerworben. Ein ordentliches Minus-Geschäft.

Diesel-Schiff hat Genehmigung bis 2028

Die alte „Missunde II“ hat eine neue Genehmigung bis 2028 bekommen. Also genügend Zeit, um dieses Mal alle Entscheidungen und Schritte genau zu überdenken. Hofft Jöns zumindest: „Die Lindaunisbrücke ist teilweise gesperrt. Die Fähre in Arnis fährt bisher nicht wieder. Da brauchen wir zumindest hier in Missunde eine zuverlässige Querung.“

Die Menschen vor Ort haben für das FÄHRsagen kein Verständnis. Sie machen sich zusammen mit Bürgermeister Joschka Buhmann (32) mit einer Unterschriftensammlung für ein Ziel stark: Die alte „Missunde II“ soll einfach unbefristet weiterfahren.