Nur noch vier Tage bis rund 59 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland einen neuen Bundestag wählen. Nur noch vier Tage Wahlkampf. Nur noch vier Tage Scholz vs. Merz. Kann dem Bundeskanzler auf den letzten Metern noch eine spektakuläre Aufholjagd auf seinen aussichtsreichsten Herausforderer Friedrich Merz gelingen?

Am Mittwochabend sind die beiden Kontrahenten bei BILD und WELT (gehört wie BILD zu Axel Springer) zum finalen großen Schlagabtausch aufeinander getroffen. 60 Minuten lang haben sie sich den Fragen von BILD-Chefredakteurin Marion Horn und WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard gestellt.

Wer konnte bei welchen Themen punkten? Wer konnte überzeugen, wer hat gepatzt? Katja Burkard (59, RTL) und Jörg Pilawa (59, Sat.1) diskutierten mit den stellvertretenden Chefredakteuren von WELT und BILD, Robin Alexander und Paul Ronzheimer, das Auftreten der beiden Kanzlerkandidaten.

Alexander: „Das Ding ist entschieden“

Und die Experten legen sich direkt fest: Scholz kann das Rennen nicht mehr machen! „Das Ding zwischen den beiden ist entschieden – und Olaf Scholz weiß das auch“, wertete WELT-Vize Robin Alexander. „Ich glaube, dass das wirklich die letzte Ehrenrunde ist.“

Auf Katja Burkard wirkte der Kanzler sogar schon deutlich lockerer als noch in vorherigen Debatten. Als sei der Druck schon von ihm abgefallen.

Aber, selbst wenn sich Scholz tatsächlich damit abgefunden haben sollte, dass er nicht mehr Kanzler wird, geht es für seine Partei um viel. „Es wird für die SPD auch darum gehen, wie viel Prozent sie bekommt“, sagt Paul Ronzheimer. DENN: Auch wenn es nicht mehr für die Kanzlerschaft reicht, will die SPD eine Rolle in einer künftigen Regierung spielen.

Burkard: In einem Moment war er „menschlich“

Als „wahrhaftigsten Moment“ des Duells wertete Burkard, als Merz zum ersten Mal vor der Kamera über seine zwei früh verstorbenen Geschwister berichtete. Der Tod der beiden habe „tiefe Spuren“ in seiner Familie hinterlassen, sagte Merz im Duell.

▶︎„In dem Moment war er natürlich, menschlich, wahrhaftig“, so Burkard.

Und auch Pilawa hat Merz „selten so ehrlich erlebt“, glaubt, dass der Unions-Kandidat mit seiner Offenheit auch bei den Wählern punkten kann. „Er hat es nur erzählt, weil er danach gefragt wurde. Hat es nicht ausgeschlachtet“, wertete der Journalist und Moderator.

ABER: Bei einem Thema blieb der Unions-Kanzlerkandidat nach Einschätzung der Expertenrunde hinter seinen bisherigen Ankündigungen zurück: der Frage, ob er seinen 5-Punkte-Plan zur Migration zu einer Bedingung für einen Koalitionsvertrag machen würde.

Ronzheimer sieht Merz schon in Koalitionsverhandlungen

Pilawa witterte hinter der Zurückhaltung von Merz taktisches Kalkül mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen. Ronzheimer stimmt zu, sagte, Merz sei schon auf dem Weg dahin. Es sei vor allem ein Signal in Richtung der SPD-Spitze und entsprechenden Koalitionsverhandlungen.

Ein Thema, bei dem die beiden Kanzlerkandidaten RTL-Moderatorin Burkard nicht überzeugen konnten: das Thema Bürgergeld. Sie sagte: „Das Problem wird bleiben.“

▶︎ Was allen Experten positiv auffiel: der respektvolle, versöhnliche Umgang der beiden Kontrahenten miteinander. „Man hat gesehen, dass sie sich annähern können“, lobte Burkard.

Zwar sei auch der fast freundschaftliche Umgang zwischen Merz und Scholz „ein bisschen Show“, räumte Alexander ein. „Sie zeigen: ‚Wir können miteinander.’ Das ist für die Wähler ein gutes Signal, denn wir brauchen nach der Wahl schnell eine funktionierende Regierung.“