Der große SPD-Schock: Die Partei hat bei der Bundestagswahl 9,3 Prozentpunkte verloren, sackte auf ein historisches Tief von 16,4 Prozent ab. Dabei haben die Sozialdemokraten in so gut wie alle Richtungen Wähler verloren, vor allem aber nach rechts: 1,7 Millionen gingen zur CDU, 720.000 an die AfD, 560.000 an die Linke, 440.000 an das BSW und 100.000 an die Grünen.

In BILD sagten jetzt enttäuschte Ex-SPD-Wähler, warum sie ihr Kreuz diesmal woanders gemacht haben.

„Man wird von SPD-Politikern sofort in die rechte Ecke gestellt“

Jörg Sartor, Chef der Essener Tafel: „Ich habe früher, wie viele hier im Ruhrgebiet, immer SPD gewählt. Was mich dann aber massiv geärgert hat: Wenn man – so wie ich – Wahrheiten über die Probleme mit Ausländern, Kriminalität und Migration ausgesprochen hat, die ich hier täglich erlebe, wurde man von SPD-Politikern sofort in die rechte Ecke gestellt. Inzwischen sieht man das in Teilen der SPD zwar auch anders, aber wenn ich schon wieder die Esken sehe und wie sie an ihrem Amt klebt, bin ich froh, dass ich dieses Mal CDU gewählt habe.“

„Scholz hat die Wirtschaft im Verbund mit den Grünen zerstört“

Sybille S. aus Frankfurt (Main): „Ich habe Gerhard Schröder bei seiner ersten Kandidatur unterstützt. Scholz hat die Wirtschaft im Verbund mit den Grünen zerstört. Wie er nachgetreten hat bei Christian Lindner, war ein No-Go. Wir wissen nicht, was kommt, aber ich hoffe, dass es unter Friedrich Merz besser wird. Dieses Mal habe ich die CDU gewählt.“

„Umwelt und Klimakrise sind die entscheidenden Themen“

Peter E. aus dem Saarland: „Als ich jung war, habe ich die SPD gewählt, wie mein Vater auch. Da ich aus einer Arbeiterfamilie komme, war das damals das passende Politikangebot. Dann habe ich studiert und erkannt, dass Umwelt und Klimakrise die entscheidenden Themen sind. Deshalb wähle ich seither die Grünen. Das Wichtigste an der Wahl war, dass die FDP aus dem Bundestag geflogen ist. Sie hat die Koalition zerstört.“

Agnes Jacobi (47), Frankfurt: „Ich habe vorher SPD gewählt. Jetzt die FDP. Sie hat sich in der Vergangenheit stark für Bürgerrechte eingesetzt, besonders in Bereichen wie Datenschutz und Überwachung. Sie tritt für einen kritischen Umgang mit staatlichen Eingriffen in die Privatsphäre ein.“

„Ich habe mich kritisch zur Migration geäußert“

Thomas Bäppler-Wolf (63), Künstler, Tanzlehrer, Schauspieler und Stadtpolitiker aus Frankfurt: „Ich habe früher SPD gewählt. Weil ich Wahrheiten ausgesprochen habe, wurde ich als kulturpolitischer Sprecher abgesägt, bin aus der SPD ausgetreten. Ich habe mich kritisch zur Migration geäußert. Es kann nicht sein, dass Menschen aus Kulturkreisen hierherkommen, in denen man Homosexuelle wie mich aufhängt und sie nicht dazu bringt, auch unsere Werte anzuerkennen. Dieses Mal habe ich CDU gewählt. Und obwohl Leopold Born direkt gewählt wurde, kam er wegen des neuen Wahlrechts nicht in den Bundestag. Das gibt es doch nicht.“

„Im Bereich der Migration braucht es klare Regeln“

Hartmut Mohr (73) aus Böblingen: „2021 habe ich noch Olaf Scholz gewählt, weil ich mit Armin Laschet gar nicht zufrieden war. Die Politik der Ampel hat mir gar nicht gefallen und ich denke, dass alle drei Parteien daran ihren Anteil hatten. Kurzfristig habe ich mich deshalb entschieden, die CDU zu wählen. Wichtig ist, dass Deutschland in der Wirtschaft vorankommt. Im Bereich der Migration braucht es klare Regeln. Sonst wird die AfD noch stärker, das möchte ich vermeiden.“

„Meine Stimme habe ich dieses Mal der AfD gegeben“

Joachim: „Ich war lange freigestellter Betriebsrat und deshalb automatisch SPD-nah. Ich habe die Partei nicht mehr gewählt, weil wir Arbeiter die Agenda-Politik der SPD nicht verkraftet haben.“ An der CDU stört ihn wiederum „ihre Kompromisslosigkeit“ und dass sie „praktisch immer regiert hat.“ Weiter: „Meine Stimme habe ich dieses Mal der AfD gegeben. Wichtig ist mir, dass eine Partei für gute Arbeitsbedingungen und faire Renten einsteht.“

„Die Grünen stemmen sich dem Rechtsruck entgegen“

Claudia Bax (57), Lehrerin aus Hannover: Sie fühlte sich lange inhaltlich der SPD zugeordnet. Bax: „Aber ich habe schnell gemerkt, dass es eine alte, traditionelle Partei mit sehr starren Strukturen ist. Bei den Grünen habe ich eine große Integrationsleistung erlebt. Die Grünen sind eine Partei, die sich dem Rechtsruck entgegenstemmt. Natürlich muss auch illegale Migration gestoppt werden, aber wir müssen viel mehr über Integration sprechen.“

Bax saß früher für die SPD im Stadtrat, nun für die Grünen.

„Scholz nicht mehr vertrauenswürdig“

Heiko H. (49), Stuttgart: „Die SPD habe ich in Gerhard Schröders Zeiten gewählt, sein Auftreten damals hat mich überzeugt. Von Olaf Scholz kann ich das nicht sagen, ich fand ihn zuletzt nicht mehr vertrauenswürdig. Auch bei den Wahlsendungen haben mich Friedrich Merz und Robert Habeck mehr angesprochen. Meine Stimmen sind deshalb an CDU und die Grünen gegangen.“

Keine Lust auf „Ampel-Chaos“

Jutta Steiner (69), Selm (NRW) war mal SPD-Urgestein in ihrer Stadt (26.000 Einwohner), sogar Vize-Bürgermeisterin. Jetzt wählt sie CDU. Steiner: „Neben großer Enttäuschung über die Arbeit der SPD auf vielen Gebieten in unserer Stadt spielte auch das Ampel-Chaos, das seit drei Jahren in Deutschland herrschte, eine große Rolle. Viele negative Entscheidungen in der Bundespolitik waren ebenfalls wegweisend.“

Deshalb trat Steiner nach 12 Jahren Kommunalpolitik in der SPD (und vier Jahren als Parteilose) in die CDU ein. Und machte am Sonntag dort auch ihr Kreuz.