Neu-Ulm (Bayern) – Nach 334 Jahren gibt eine der ältesten Brauereien Bayerns auf. Schlössle-Bier aus Neu-Ulm stellt Ende Dezember die Produktion ein. Der Betrieb ist dem Markt nicht mehr gewachsen, begründet Chefin Christa Zoller (63) den Schritt.
Schlössle macht Schluss!
Im Jahr 1690 durfte das schwäbische Gasthaus an der Grenze zu Baden-Württemberg erstmals eigenes Bier brauen. Daraus entwickelte sich eine florierende Privatbrauerei, die bis zu 150 000 Liter pro Jahr in Fässer und Flaschen füllte. Doch der Zenit ist längst überschritten.
Mit-Eigentümerin Christa Zoller zu BILD: „Der Bierkonsum sinkt, aber die Preise für Rohstoffe und Energie steigen. Mit dem Brauereigeschäft machen wir schon seit zehn Jahren Minus.“ Inzwischen nähert sich der Bier-Ausstoß der 100 000-Liter-Marke – ein Minus von einem Drittel seit 2018.
Brauerei-Chefin: „Bier müsste doppelt so teuer sein“
Zuletzt braute Schlössle zehn Sorten Bier, darunter fünf Craft-Biere. Klassiker ist das Märzen, der 12er-Kasten kostet 13,50 Euro. „Zu wenig“, sagt Zoller. „Der Preis müsste nahezu doppelt so hoch sein, dann könnten wir auch wieder Geld für neue Anlagen ausgeben. Aber das lässt sich am Markt nicht durchsetzen.“
Wachsen oder weichen! Was für Landwirte schon länger gilt, spüren auch die kleineren Brauereien wie Schlössle. Zoller: „Zudem macht uns die Bürokratie das Leben schwer. Unter diesen Umständen überlegt sich jeder Unternehmer, ob er noch weiter selbstständig sein will.“
Die Brauerei macht dicht, die Gaststätte nicht. Zoller: „Sie läuft sehr gut. Ohne sie hätten wir die Bierproduktion längst einstellen müssen.“ Das Lokal mit großem Kastanien-Biergarten soll als „Ort der Bierkultur“ erhalten bleiben.
Welche Biermarken künftig in dem 1555 erbauten, ehemaligen Patrizierhaus ausgeschenkt werden, steht bisher nicht fest. Zoller: „Es gibt nur zwei Bedingungen: Das Bier muss regional sein und schmecken.“