Bayern will als einziges Bundesland sicherstellen, dass ALLE Kinder zu Beginn ihrer Schulzeit ausreichend Deutsch sprechen. Zum ersten Mal finden deshalb seit März verpflichtende Sprachtests statt.

Betroffen sind 120.000 Kinder, die 2026 im Freistaat eingeschult werden sollen.

33.000 Kinder wurden schon getestet

Nicht alle müssen zum Test in ihre künftige Grundschule. Auch staatlich geförderte Kindergärten können einen ausreichenden Sprachstand bestätigen.

Hochrechnungen des bayerischen Kultusministeriums gehen von 40.000 Kindern aus, die keine Kita besuchen und deshalb an Grundschulen getestet werden müssen. Von denen haben bisher rund 33.000 die Prüfung abgelegt.

Die Kinder müssen beim Test einfache Fragen beantworten. Ein Lehrer spricht ihnen etwa das Wort „Hand“ vor und sie sollen dann unter vier Bildern das auswählen, auf dem eine Hand zu sehen ist. Oder die Kinder müssen beschreiben, welche Tätigkeit die abgebildete Person ausführt. Unter anderem Kochen.

Gesamtergebnisse liegen bisher nicht vor. Kinder, die nicht bestehen, sollen für ein Jahr eine Kita mit Sprachkurs besuchen.

Viele Lehrer sind über den Test nicht begeistert. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hat seine Mitglieder nach ihren Erfahrungen gefragt. Präsidentin Simone Fleischmann urteilt hart: „Die Kollegen baden etwas aus, das sie sich nicht ausgedacht haben.“

Lehrerverband berichtet von großen Problemen

► Der Aufwand sei immens, klagt der Lehrerverband. Brigitte Pickering, Verwaltungsangestellte einer Grundschule: „Wir haben 100 Einladungen verschickt. Zwölf Kinder wurden getestet, sieben haben nicht bestanden.“

► Die Arbeitsbelastung sei gestiegen, klagt Fleischmann. „In München muss eine Lehrkraft 112 Kinder testen.“ Für den Zeitaufwand gebe es in vielen Fällen keinen Ersatz.

► Eltern schwänzen den Termin. Schulleiterin Sabine Bösl: „30 Prozent der Eltern sind nicht erschienen. In solchen Fällen müssen wir bei der Kreisverwaltungsbehörde die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens beantragen.“

► Zeit werde mit unnötigen Test-Terminen vergeudet, weil Eltern plötzlich einen Sprachnachweis des Kindergartens vorlegen. Fleischmann: „Wir würden uns eine Kooperation mit den Kindergärten wünschen.“