Baden-Baden (Baden-Württemberg) – Sie wollte nur spazierengehen, kam gerade an einer Bushaltestelle vorbei. Da schoss ein schwarzer BMW auf sie zu, verfolgt von der Polizei. So nahm die Tragödie ihren Lauf. Raser wegen Mordes angeklagt!

Seit Mittwoch muss sich Deutsch-Türke Mahmut D. (21) vor dem Landgericht Baden-Baden verantworten. Der junge Arbeitslose mit abgebrochener Ausbildung klaute am 20. Januar die Schlüssel seines Vaters, übte mit dessen BMW das Autofahren. Einen Führerschein hatte er nicht, stattdessen eine größere Menge Cannabis im Blut. Wie jeden Tag hatte er sich mit einem Joint berauscht.

Passantin erlitt multiple Knochenbrüche

Zum Prozessauftakt gestand Mahmut D., in Gaggenau (Baden-Württemberg) mit mehr als 100 km/h vor der Polizei geflohen und dabei die Kontrolle über das Auto verloren zu haben. Beim Abbiegen schanzte Mahmut D. auf einen Gehweg, erfasste Rentnerin Erika B. (72). Die Passantin schlug auf Motorhaube und Windschutzscheibe auf, erlitt mehrere Knochenbrüche (u.a. Becken, Arme). Fünf Wochen später erlag sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Raser überlegte noch, der Rentnerin Blumen zu schicken

Das Motiv für die Wahnsinns-Fahrt? „Ich fühlte mich in die Enge getrieben, hatte Angst, dass ich nie einen Führerschein bekommen würde“, ließ Mahmut D. über seine Verteidigerin erklären. Er habe noch überlegt, der Rentnerin Blumen ins Krankenhaus zu schicken. Nun hoffe er, dass ihm die Hinterbliebenen irgendwann verzeihen könnten.

Daran ist laut den Angehörigen nicht zu denken. Sohn Dirk (48) zu BILD: „Wir vermissen unsere Mutter sehr.“ Erika B. hatte als Verkäuferin gearbeitet, mit ihrem Mann Karl-Heinz (79) goldene Hochzeit gefeiert und 58 Jahre lang Akkordeon im Verein gespielt. „Ihre hilfsbereite Art, ihr unermüdliches Engagement und ihre Musik werden uns immer fehlen“, schrieb der Vorsitzende der Harmonika-Vereinigung Gaggenau auf Facebook.

Vater des Todesfahrers fühlt sich mitschuldig

Vorwürfe macht sich der Vater des Angeklagten. Mustafa D. (53) zu BILD: „Ich fühle mich mitschuldig, es war ja mein Auto. Als mein Sohn am Unfalltag heimkam, sagte er: ‚Papa, ich habe Mist gebaut.‘“ Erst später, nach dem Tod des Unfallopfers, erließ ein Richter Haftbefehl.

Der Todesraser, zur Tatzeit noch 20, wird wohl nach Jugendrecht verurteilt. Höchststrafe: zehn Jahre Haft. Urteil im Oktober.