Nach dem ersten TV-Duell der Kanzlerkandidaten boxten bei Caren Miosga (55) die beiden wichtigsten Sekundanten noch eine Stunde lang weiter.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) feierte Friedrich Merz (69, CDU) ab: „Für mich der eindeutige und klare Sieger!“ SPD-Chef Lars Klingbeil (46) konterte mit einem satten Lob für Olaf Scholz (66, SPD): „Ich fand, der Kanzler war sehr faktenstark!“

Als Schiedsrichterin meldete „Spiegel“-Journalistin Melanie Amann (47) einen knappen Punktsieg: „Unter dem Strich sehe ich die Performance von Herrn Merz definitiv als die überzeugendere.“

Die „Spiegel“-Frau wertete zwar: „Man hat einen kämpferischen Kanzler gesehen, der total auf Attacke gegangen ist, der Friedrich Merz als doof bezeichnet hat, und ich könnte mir auch vorstellen, dass er vielleicht ein bisschen Boden gutgemacht hat.“

Aber, so ihre Kritik: „Scholz hat die Fachkompetenz, aber es ist dann eben manchmal auch ein bisschen Fachidiotentum.“

Für Miosga war es „für Scholz ein emotionaler Höhepunkt, als er zweimal sagte: Wie doof muss man sein, wie doof muss man sein. Da sprach er von der europäischen Asylrechtsgesetzgebung.“

Doch Söder grätschte die Talkmasterin umgehend ab:

„Ich fand das unangemessen für einen Bundeskanzler, der ständig anderen vorwirft, dass sie sich schlecht benehmen“, wetterte er. „Ich hatte wirklich das Gefühl, er lebt in einer anderen Welt!“

Söders Urteil: „Ich habe mich gewundert über Olaf Scholz. Immer nur ‚Ich bin der Größte, ich bin der Beste‘, das fand ich nicht überzeugend. Und wenn er in Bedrängnis kam, ist er immer aggressiv geworden. Ich hätte mehr Selbstkontrolle erwartet. Friedrich Merz hat auf die Angriffe extrem souverän reagiert.“

Klingbeil trat noch einmal nach: „Es ist an vielen Stellen der Fall gewesen, dass Friedrich Merz einen Zickzack-Kurs fährt“, holzte der SPD-Chef. „Jemand, der noch keine Sekunde Verantwortung hatte in diesem Land mit knapp 70 Jahren, der kann immer behaupten, dass bei ihm alles besser laufen würde!“

„Scholz wollte Merz piesacken, er wollte ihn aus der Reserve locken“, vermutete Amann. „Es ist nicht gelungen. Merz hatte irgendwas eingeworfen, er wirkte sehr souverän. Ich habe den Eindruck, dass das Momentum sehr klar in Richtung Friedrich Merz zeigt.“

Söders Einschätzung: „Das war ein Olaf Scholz, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Weil Sie gefragt haben, was hat denn Friedrich Merz genommen: Olaf Scholz wirkte, als hätte er fünf Red Bull getrunken. Er ist ja fast durch die Decke gegangen!“

Klingbeil fand es „wichtig, dass Olaf Scholz jetzt klar benannt hat: Es sind Fehler passiert, auch von ihm. Er hat deutlich gemacht, dass er früher hätte auf den Tisch hauen müssen. Er hat klar gemacht, dass er den Streit in der Regierung hätte beenden müssen.“

Doch Miosga ließ das nicht gelten: „Sachliche Fehler hat er, als wir hier saßen, in der Sendung nicht gesagt.“

Söders Vorwurf an Klingbeil wegen der Rechtsradikalen: „Olaf Scholz hat gedacht, er hat ein Wahlkampf-Thema. Aber wer bekämpft die AfD mehr als wir? Ihr seid im Würgegriff der Grünen. Die Grünen verhindern Gesetze, die Grünen schleifen Gesetze, die Grünen wollen sogar mehr Migration.“

Merz habe im Streit um die Migration Führungsstärke gezeigt, während „Scholz am Ende überhaupt nichts sagt“, urteilte Söder zum Schluss. „Warum sitzt da Olaf Scholz Stunde um Stunde, sagt kein Wort, schweigt vor sich hin? Ein Bundeskanzler muss in einer solchen Situation Flagge zeigen. Olaf Scholz wollte es nicht, und die Grünen können es nicht.“