Hat diese TV-Schlacht die Schicksalswahl in Thüringen entschieden?

Beim Kandidaten-Gipfel des Nachrichten-Senders „n-tv“ am Mittwochabend in Weimar trafen die Vertreter der sieben Parteien zum letzten Mal vor der Landtagswahl am Sonntag direkt aufeinander. Nur AfD-Chef Björn Höcke (52) hatte wenige Stunden vorher abgesagt.

Moderator Nikolaus Blome wollte wissen, warum Höcke dann ankündigt, bei seinen eigenen Wahlkampf-Auftritten einen Tag später wieder anzurücken: „Eine Spontanheilung?“

Höckes Ersatzmann Stefan Möller (49): „Er konnte heute Nacht nicht schlafen. Ob es Schmerzen waren, weiß ich nicht. Ich bin nicht sein Hausarzt. Aber jeder hat mal das Recht, eine gesundheitliche Schwäche zu zeigen.“

Soweit die Begründung, warum der AfD-Rechtsaußen nicht zur Sendung erschienen war. Dann entbrannte ein Streit zum Wähler-Thema Nummer 1: Migration und die Messertat von Solingen.

„Es geht nicht um die Länge der Messer, sondern wer die Messer in der Hand hält“

CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt (48): „Es geht nicht um die Länge der Messer, sondern wer die Messer in der Hand hält. Mannheim und Solingen sind Warnsignale. Wir brauchen in Thüringen eigene Abschiebehaftplätze für Straffällige und Rückführungszentren. Es muss nach Syrien und Afghanistan zurückgeführt werden.“

Möller auf die Frage, was die AfD im Regierungsfall tun würde: „Eigentlich ist es Aufgabe von Frau Baerbock, aber notfalls würde ich auch selbst nach Afghanistan reisen.“ Ziel: Abschiebungen dorthin.

Dann der Angriff von BSW-Kandidatin Katja Wolf (48): „Die Plakate der AfD sind eine perverse Zuspitzung davon, wie uns das Gerede von Remigration und Hass schadet.“ Die AfD sei zutiefst faschistisch.

Voigt warnte mit Blick auf den Fachkräftemangel: „Jeder vierte Klinikarzt in Thüringen hat Migrationshintergrund. Irgendwann klingelt jemand an der Klingel am Bett und dann kommt keiner.“

FDP-Chef Thomas Kemmerich wütete gegen das Bürgergeld: „Es wird den Leuten viel zu leicht gemacht, sich von Arbeit zu befreien. Um am Flughafen einen Koffer aufs Laufband zu stellen, braucht man keine Deutschkenntnisse.“

Zum Schluss ging es um die Frage, wer nach der Wahl mit wem verhandelt. Voigt stellte mit Blick auf die AfD klar: „Wer mittelständischen Thüringer Unternehmen schwere Turbulenzen wünscht, ist Gift für das Land.“

Linke, FDP und Grüne setzen auf Minderheitsregierung

Ministerpräsident Bodo Ramelow (68, Linke) war bisher gegen die Fortsetzung einer Minderheitsregierung. Jetzt wirbt er dafür: „Wir haben in den letzten fünf Jahren 146 Gesetze über die Bühne gekriegt und über 20 CDU-Initiativen. Ich sehe mich in der Lage, dieses Land weiter durch kritische Phasen zu führen.“

Auch Kemmerich und Grünen-Vertreterin Madeleine Henfling haben kein Problem mit einer Minderheitsregierung. SPD-Chef Georg Maier reagierte mit einer klaren Absage, machte der CDU aber ein indirektes Angebot. Als möglicher Juniorpartner könne er sich Voigt am ehesten als Chef vorstellen.

AfD-Mann Möller erinnerte daran, dass die Brandmauer in Thüringen bereits mehrfach umfiel: „Wir machen die Ausschließeritis nicht mit. Wir haben in der Vergangenheit sowohl Gesetzesentwürfe von Rot-Rot-Grün als auch von FDP und CDU mitgetragen.“