Dresden – Der Schock steckt den Dresdnern noch in den Gliedern, da kommt jetzt die nächste Schreckensnachricht aus dem Rathaus. Nach dem Einsturz des sogenannten Zugs C der Carolabrücke droht nun auch der benachbarte Zug B zusammenzubrechen!
Die Straßenbahn-Trasse (Zug C) war in der Nacht zu Mittwoch auf einer Länge von etwa 100 Metern in die Elbe gestürzt. Noch hängt das Teilstück auf der Neustädter Elbseite bis zur Flussmitte auf den Pfeilern – wenn auch knapp.
Bei einem Krisentreffen im Stadtrat warnte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Donnerstag nun vor dem nächsten Brücken-Einsturz: „Weitere Teile der Brücke hängen durch, drohen einzustürzen.“ Zug C ist am Königsufer bereits abgerissen. Die Trasse liegt nur noch wenige Zentimeter auf dem Pfeiler auf. Feuerwehr und THW versuchten zunächst es abzustützen.
Die Lage ändere sich stündlich, sagte Hilbert. Um Druck von Zug C zu nehmen, wurde am Donnerstagabend mit dem Teilabriss begonnen. Dazu wurden mit mehreren kleinen Sprengungen zunächst die Straßenbahngleise getrennt. Direkt im Anschluss wurden die Fernwärmerohre mit einer weiteren Sprengung um 21.44 Uhr gekappt.
Auch Autospur der Carolabrücke hängt durch
Größere Sorgen macht den Statikern jedoch die abgerissenen Verbindungen zwischen der Straßenbahn-Querung und der parallel verlaufenden stadteinwärtigen Autospur.
Der Einsturz hat offenbar den erst in diesem Jahr für rund 5 Millionen Euro fertig sanierten Brückenstrang beschädigt. Laut Straßenbauamtsleiterin Prüfer hat sich diese Trasse bereits gesenkt.
Komplette Carolabrücke wohl nicht zu retten
Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) geht davon aus, dass auch die noch stehenden Carolabrücken-Stränge abgerissen werden müssen: „Wir laufen auf einen vollständigen Ersatzneubau zu. Ich gehe davon aus, dass die Brückenzüge A und B nicht mehr unter Verkehr genommen werden können.“
Flut droht Trümmer mitzureißen
Anhaltender Regen in Tschechien lässt zudem die Hochwassergefahr in Dresden steigen. Im schlimmsten Fall rechnet das Rathaus Mitte kommender Woche mit einem Scheitel von 8,20 Metern. Bis dahin muss die in die Elbe gestürzte Carolabrücke abgetragen und weggeschafft sein.
Gelingt dies nicht, könnte die Strömung Trümmer lösen und diese gegen die Pfeiler der nur wenige 100 Meter elbabwärts stehenden Augustusbrücke krachen lassen. Zudem würden die Trümmer das Elbwasser zusätzlich anstauen. Überflutungen bis weit hinter die stromaufwärts liegende Waldschlößchenbrücke wären die Folge.
Verkehrsminister wird aktiv
Unterdessen kündigte Verkehrsminister Volker Wissing (54, FDP) in BILD ein Instandsetzungs-Programm für Autobahnbrücken an. Er sagte: „Für den Bund hat die Modernisierung seiner Brücken höchste Priorität. Dabei holen wir jetzt nach, was in den vergangenen Jahrzehnten unter Unionsführung vielerorts versäumt worden ist.“
Bis Ende des Jahres 2024 werde der Bund voraussichtlich bereits mehr als 980 000 Quadratmeter Brückenfläche modernisiert haben. „Das sind umgerechnet 137 Fußballfelder und entspricht rund 30 Prozent der Gesamt-Brückenfläche, die im ersten Schritt zu modernisieren ist. Weitere Schritte werden folgen“, so Wissing.
In einem ersten Schritt habe sein Haus ein Kernnetz aus wichtigen Autobahnkorridoren im Blick, die durchgängig leistungsfähige Brücken benötigen. Dafür müssen laut Wissing zunächst etwa 4000 Brücken modernisiert werden. Wegen der Dringlichkeit sei vorrangig mit den großen Brücken begonnen worden, bei denen die Modernisierung aufwendiger sei und mehr Zeit beanspruche als bei kleinen Brücken.