Endlich, die nächste Zinssenkung ist da!
Die Europäische Zentralbank hat den zentralen Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt auf 3,5 Prozent. Das gab EZB-Chefin Christine Lagarde bekannt.
Der sogenannte Einlagezins, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der EZB anlegen können, sinkt damit auf 3,5 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt am Main mitteilte. Wegen einer technischen Umstellung sanken die beiden weiteren Leitzinssätze, der Hauptrefinanzierungssatz und der Spitzenrefinanzierungssatz, stärker – um jeweils 0,6 Prozentpunkte.
Damit schreitet die EZB bei ihrer im Juni begonnenen Zinswende voran. Hauptgrund für den geldpolitischen Schritt, wie die Euro-Bank erklärte: Die Inflation ist wie erwartet zurückgegangen.
Die Währungshüter versprechen sich von einer Zinssenkung positive Wachstumsimpulse. Geld ist „billiger“, das heißt: Unternehmen und Privathaushalte können bei günstigeren Krediten leichter investieren und konsumieren.
Experte: Schritt „vertretbar“
Ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Zinssenkung der EZB als „vertretbar“ bezeichnet. „Angesichts der sinkenden Inflation in den letzten Monaten und schwacher Konjunkturaussichten kann man eine Lockerung der Geldpolitik rechtfertigen“, sagte er am Donnerstag in München. „Allerdings ist zu beachten, dass die Inflation im Dienstleistungssektor noch über vier Prozent liegt. Insofern bleiben Inflationsrisiken. Weitere Zinssenkungen erscheinen nur dann angemessen, wenn der Rückgang der Inflation sich fortsetzt. Unmittelbare Auswirkungen auf die Konjunktur wird diese Zinssenkung nicht haben, weil sie an den Märkten schon eingepreist war.“
Geld wird „billiger“, das heißt …
Wer sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen (z.B. über Immowelt – gehört wie BILD zu Axel Springer) will, kann auf günstigere Kredite hoffen. Das passiert allerdings nicht sofort – und gilt meist nur für neu abgeschlossene Finanzierungen. Daher sollten Häuslebauer jetzt noch etwas abwarten, bis sie einen Baukredit abschließen.
Umgekehrt müssen sich Sparer auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen.
Inflation ist zurückgegangen
Volkswirte hatten mit der Entscheidung der EZB gerechnet, denn zuletzt hatte sich die Inflation in der Eurozone dem EZB-Ziel von mittelfristig zwei Prozent genähert: Im August fiel die Teuerungsrate auf 2,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum – der niedrigste Stand seit Sommer 2021. In Deutschland sank die Inflation besonders deutlich auf 1,9 Prozent.
Die EZB hatte im Juni die Zinswende eingeleitet und erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen gesenkt. Zuvor hatte die Notenbank zehnmal in Folge die Zinsen nach oben geschraubt, um die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hochgeschossene Teuerung in den Griff zu bekommen. Ihren Höchststand hatte die Inflation in der Eurozone im Oktober 2022 bei mehr als zehn Prozent erreicht.
Was sollten Anleger jetzt tun?
Fest steht: Der Leitzins wird sich auch auf das Sparguthaben auswirken – bei Festgeld und Tagesgeld sinken die Zinsen. Wer also bereits überlegt hat, eine bestimme Summe Geld „zu parken“, der sollte noch schnell einen Vertrag mit seiner Bank abschließen, bevor auch dort die Anlage-Zinsen noch weiter gesenkt werden.
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Dagegen wird es wieder attraktiver, sein Geld in Aktien (am sichersten in einem breit gestreuten ETF-Fond) anzulegen. Börsen-Experten erwarten, dass auch der Dax – trotz der insgesamt schlechten Wirtschaftslage in Deutschland – steigen dürfte.
Schon vor Bekanntgabe der EZB stieg der Dax am Donnerstagmorgen um 1,23 Prozent, erholte sich so von seinen letzten Verlusten. Der MDax (für mittelgroße Unternehmen) stieg sogar um 1,39 Prozent.