Bremen – Der Weser-Radweg zählt zu den schönsten und längsten Radel-Strecken Deutschlands. Auf 520 Kilometer reicht er vom Weserbergland bis zur Nordsee. Doch ausgerechnet bei Bremen verkommt die Trasse zu einer Riesen-Müllkippe.
Beim Ortstermin mit BILD in der Mahndorfer Marsch bei Bremen sind auch Politiker der Umwelt-Deputation vor Ort. Grund: Gerade erst waren mehrere Tonnen Bauschutt und anderer Müll nach Beschwerden auf Steuerkosten abgeholt worden. Doch nur wenige Tage später schlugen die Müllferkel erneut zu.
„Alles asbestverseucht, mitten im Naturschutzgebiet.“
Leuchtstoffröhren, Kabel, Glühbirnen und anderer Elektroschrott verteilten sich im Gras neben dem Radweg. Forst-Wissenschaftler Josef Teupe (70), der mit Anwohnern einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen den Abfall führt, zeigt Handyfotos: „Ich habe rund 100 Vergehen dokumentiert. Die Leute entsorgen hier alles, teilweise sind es ganze Lkw-Ladungen.“
Die Aktivisten machen seit Monaten Druck beim Senat. Aber alle Anträge versanden. „Die Situation eskaliert hier massiv“, sagt Yunas Kaya (34, CDU), Mitglied der Umwelt-Deputation. „Inzwischen wird immer mehr Sondermüll entsorgt.“
„Entsorgung kostet ca. 50 000 Euro“
Teupe zeigt einen frischen Müllberg. Teile einer Dachkonstruktion türmen sich im Gras. Eine Gruppe Fahrradfahrer zischt vorbei. „Alles massiv asbestverseucht, mitten im Landschaftsschutzgebiet. Das juckt im rot-grün-roten Senat niemand. Die Entsorgung kostet den Steuerzahler ca. 50 000 Euro.“
„Was ist mit den Menschen nur los, dass sie derart gnadenlos die Natur verschandeln? Und warum wird der Senat nicht verklagt?“, fragt Radler Peter Steffen aus Achim.
Meltem Sagiroglu (35, parteilose Abgeordnete in der Bremer Bürgerschaft) hält Kontrollen und saftige Strafen für das einzige Mittel: „Die Vorschriften und Kosten für Müll-Entsorgung, sind ausgeufert. Wer hier seinen Schrott und Müll ablädt, spart Geld.“
Yunas Kaya ergänzt: „Da werden einige sogar kriminell. Die Situation eskaliert immer weiter.“
„Die Müll-Mafia wird sich die nächste freie Stelle suchen.“
Für Umweltschützer Teupe gibt es nur eine Chance die Vermüllung zu stoppen. „Die beiden letzten Zugänge müssen dicht gemacht werden. Die großen Ferkel würden dann wegbleiben.“ Aber er ist überzeugt: „Die Müll-Mafia wird sich die nächste freie Stelle suchen.“
Kleiner Sieg: Anfang August erwischte Josef Teupe ein Müll-Ferkel auf frischer Tat. Der Mann war mit seinem Trecker vorgefahren, hatte einen fünf Meter langen Container voll Bauschutt mit Gartenabfällen und Elektroschrott durchsetzt im Landschaftsschutzgebiet abgekippt. Teupe hat Anzeige erstattet: „Das wird teuer.“