Trumps Zölle beruhen auf meiner Studie – aber er hat sie falsch verstanden! Das schreibt der amerikanische Ökonom Brent Neiman in einem viel beachteten Gastbeitrag in der „New York Times“.

Der frühere Vize im US-Finanzministerium wirft US-Präsident Donald Trump vor, eine zentrale Zoll-Passage komplett missverstanden oder einfach ignoriert zu haben. Eigentlich dürften die Zölle höchstens ein Viertel so hoch sein!

Darum geht es: Neiman und seine Kollegen haben untersucht, was mit den Preisen passiert, wenn die USA Zölle auf Waren aus dem Ausland erheben – zum Beispiel auf Produkte aus China. Dabei ging es um die Frage: Wer zahlt am Ende wirklich mehr – die ausländischen Firmen oder die Kunden in den USA?

Das Ergebnis: Die meisten ausländischen Anbieter senkten ihre Preise kaum, sodass fast der gesamte Zoll direkt an die US-Importeure weitergegeben wurde. Genauer gesagt: Wenn ein Zoll von 20 Prozent erhoben wurde, stieg der Preis für die importierte Ware in den USA um etwa 19 Prozent. Das entspricht einer sogenannten „Weitergabequote“ (englisch: pass-through rate) von rund 95 Prozent.

Neiman sagt: Diesen Wert hätte die amerikanische Regierung bei ihren neuen Zoll-Berechnungen verwenden müssen.

Doch das Trump-Team nutzte stattdessen einen deutlich niedrigeren Wert – nämlich 25 Prozent. Sprich: nur 25 Prozent der Zoll-Aufschläge würden auf die US-Importeure weitergegeben werden. Dies würde Zölle für die US-Wirtschaft viel weniger schmerzhaft machen.

Woher diese Zahl stammt, ist für Neiman unklar. „Woher kommen die 25 Prozent? Haben sie etwas mit unserer Arbeit zu tun? Ich weiß es nicht.“

Zölle dürften „nur ein Viertel so hoch“ sein

Durch die falsche Anwendung der Studie würden die neuen Zölle deutlich zu hoch berechnet. Wäre der realistische Weitergabe-Wert von 95 Prozent verwendet worden, wären die tatsächlichen Zollsätze laut Neiman „nur ein Viertel so hoch“.

Die Realität: Für Importe aus der EU sind ab Mittwoch Aufschläge von 20 Prozent vorgesehen, für Indien sind es 26 Prozent, für China sogar ein Aufschlag von 34 Prozent.

Die Folgen sind gravierend: Die neuen Zölle bringen die durchschnittlichen US-Zollsätze auf den höchsten Stand seit mehr als 100 Jahren, schreibt der Experte. Das treffe nicht nur Handelspartner, sondern auch amerikanische Verbraucher und Unternehmen weltweit. Neiman warnt: Eine ungenaue Methodik kann weitreichende wirtschaftliche Schäden verursachen – basierend auf einem simplen Zahlen-Fehler.