Gerhard Richter (93) gilt als einer der teuersten lebenden Maler der Welt. Sein „Abstraktes Bild (599)“ wechselte für unglaubliche 46,3 Millionen Dollar (42 Millionen Euro) den Besitzer. Richters Geburtsstadt Dresden bekam jetzt ein Frühwerk des Künstlers zurück. Mitnehmen oder verkaufen kann man es allerdings nicht.
„Lebensfreude“ heißt das ursprünglich 63 Quadratmeter große Wandbild im Foyer des Deutschen Hygiene-Museums. Das in Strichtechnik mit Wasserfarben aufgetragene Werk entstand im Jahr 1956 als Diplomarbeit des damals 24-jährigen Kunststudenten. Das Bild zeigt verschiedene Figurengruppen in Alltags- und Freizeitszenen – beim Tanzen, am Strand oder beim Ankleiden.
Richters Diplomarbeit wurde seinerzeit mit einem „Sehr gut“ bewertet. Als besondere Anerkennung gab es obendrauf eine dreijährige Aspirantur inklusive finanzieller Unterstützung und eigenem Atelier. Trotzdem wurde es dem Maler in der DDR zu eng. 1961, kurz vor dem Mauerbau, floh er nach West-Berlin und ließ sich später in Köln nieder.
Kunstwerk wurde 1979 übertüncht
Sein „Lebensfreude“-Wandbild wurde 1979 mit Alkydharz übertüncht und geriet in Vergessenheit. Eine Rolle – so heißt es – habe dabei Richters „Republikflucht“ und der Groll der DDR-Oberen auf den Künstler gespielt.
Erst jetzt, fast 46 Jahre später, wurde das Werk in Teilen wieder freigelegt. Einen ersten Anlauf gab es bereits 1994. Damals hatte Richter aber abgelehnt.
„Dieses Mal zeigte sich der Meister deutlich aufgeschlossener und altersmilde seinem eigenen Frühwerk gegenüber und stimmte dem Freilegen der zentralen Partie zu“, so Dr. Dietmar Elger (67), Leiter des Gerhard Richter Archivs der Staatlichen Kunstsammlungen.
Seit 2023 waren mehrere Restauratoren unter der Leitung von Albrecht Körber (46) damit beschäftigt, den echten Richter wieder freizulegen. „Letztlich mussten wir der teils zehnfachen Deckschicht mit chemischen Lösungsmitteln zu Leibe rücken“, so Körber. Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf 200.000 Euro. Im Vergleich zu anderen Werken des Künstlers ist dieser Richter ein Schnäppchen.