Dresden – Es war offenbar nur eine Frage der Zeit. In der Nacht zu Mittwoch stürzte die Carolabrücke ein. Ihr Zustand wurde schon 2021 als „nicht ausreichend“ bewertet! So steht es in einer Antwort der Stadt auf eine Anfrage zum Zustand der Brücken, die BILD vorliegt.
Zuletzt war die Carolabrücke in Dresden 2018 einer Hauptprüfung unterzogen worden, die alle sechs Jahre Pflicht ist. Damals bestand sie den sogenannten Brücken-TÜV. Drei Jahre später, bei der ebenfalls vorgeschriebenen „Einfachen Prüfung“, listet der externe, unabhängige Sachverständige an dem Stahlbetonbauwerk aus DDR-Zeiten „maßgebende Schäden“ auf!
► Im Februar 2021 bemängelt er die „freiliegende korrodierende Bewehrung an der Hohlkastenunterseite, freiliegende korrodierende Bewehrung an den Gesimsen“ sowie den „Zustand der Dichtung im Gleisbereich“ des „Brückenzugs C“ – also jener Seite, über die die Tramgleise führen und die jetzt einstürzte. Das geht aus einer Anfrage des damaligen Linken-Stadtrats Tilo Wirtz vom 27. September 2023 hervor.
Nur Note 3 bei der Brücken-Prüfung
Es war also seit mindestens drei Jahren bekannt, dass Stahlteile der Brücke rosten und die Dichtungen auf der Straßenbahnbrücke defekt sind. Die nächste Hauptprüfung, die 2024 fällig ist, wurde nach BILD-Informationen bislang nicht durchgeführt.
Instandsetzung war für 2025 geplant
Im Februar 2021 kam der Experte zu dem Fazit, dass sich die Carolabrücke in einem „nicht ausreichenden Zustand“ befindet. Er gab ihr die Zustandsnote 3,0 auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 4 (sehr schlecht).
Immerhin ist auf dem Brücken-Bericht vermerkt: „Instandsetzung in Vorbereitung“. Tatsächlich sollte der jetzt eingestürzte Brückenzug C ab Januar 2025 erneuert werden. Die Brückenzüge A und B für den Autoverkehr wurden bereits ab 2019 saniert.
Polizei und Gutachter untersuchen nun, warum die Brücke eingestürzt ist und ob man das Unglück hätte verhindern können: „Dabei wird geprüft, ob sich Anhaltspunkte für eine Straftat ergeben. Bislang liegt nichts für einen strafrechtlichen Sachverhalt vor“, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt (49) zu BILD.
„Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einsturz gekommen ist, war nicht vorhersehbar“, sagte Dresdens Brücken-Chef Holger Kalbe (54). „Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin.“
Da durch den Brückeneinsturz niemand zu Schaden kam, ermittelt die Justiz derzeit auch nicht wegen fahrlässiger Körperverletzung