Werden im VW-Werk in Osnabrück bald Militärfahrzeuge gebaut? Die Hinweise auf eine engere Zusammenarbeit von Europas größtem Autobauer und dem Rüstungskonzern Rheinmetall verdichten sich.

Dessen Vorstandsvorsitzender Armin Papperger (62) hat am Freitag den VW-Standort (2300 Mitarbeiter) in Niedersachsen besichtigt. Gerüchte über ein Interesse an dem Werk gibt es schon länger.

Zuletzt hatte VW-Vorstandschef Oliver Blume (56) die Spekulationen selbst in einem Interview angeheizt. „Wenn es die Option gibt, mit Militärfahrzeugen voranzukommen, dann würden wir uns diese Konzepte anschauen“, sagte er dem britischen „Telegraph“.

▶︎ Rheinmetall-Boss Papperger betonte am Rand der Bilanzkonferenz in Düsseldorf, dass die Fabrik in Osnabrück „gut geeignet“ sei für militärische Fahrzeuge.

Bis 2027 wird dort noch das T-Roc Cabrio gebaut. Die jüngste Vereinbarung des VW-Konzerns mit Betriebsrat und IG Metall sieht vor, für die Zeit danach „eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive für den Standort“ zu entwickeln. Dazu soll auch der Einstieg eines Investors gehören.

Kommt jetzt also die Rüstungsindustrie nach Osnabrück?

Bereits seit 2010 haben Rheinmetall und MAN Truck and Bus, die Lkw-Sparte von Volkswagen, ein gemeinsames Joint Venture. Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) produziert u. a. in München und Kassel militärische Radfahrzeuge.

Rheinmetall und VW kooperieren bereits beim Fahrzeugbau

„Im Kontext dieser Zusammenarbeit ist es jetzt zu einem Treffen von Vertretern von Rheinmetall und MAN Truck and Bus am VW-Standort in Osnabrück gekommen“, bestätigt eine Sprecherin auf BILD-Anfrage.

Und weiter: „Dabei wurden mögliche Potenziale einer weiteren Zusammenarbeit des Joint Ventures RMMV ergebnisoffen diskutiert.“ Konkrete Ableitungen für den Standort ergäben sich daraus allerdings nicht.

Nach BILD-Informationen gibt es Gespräche über den Standort und sogar über die Übernahme von VW-Mitarbeitern, die sich noch in einer frühen Phase befinden sollen. Demnach könnte RMMV Fahrzeuge aus seiner bereits bestehenden Modellpalette in Osnabrück fertigen, sobald die Bestellungen durch die Bundeswehr und aus dem Ausland weiter ansteigen und zusätzliche Produktionskapazitäten benötigt werden.

IG Metall warnt vor Konzentration auf Rüstung

Stephan Soldanski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück, bewertet das mögliche Interesse von Rheinmetall am VW-Standort als Bestätigung der hohen Fachkompetenz und Leistungsfähigkeit der Belegschaft: „Ihr Know-how und ihre Flexibilität sind weit über die Region hinaus anerkannt.“

Gleichzeitig warnt er: „Es wäre kurzsichtig, sich einseitig auf die Rüstungsindustrie zu konzentrieren, anstatt alternative Wirtschaftszweige und zukunftsweisende Konzepte aktiv voranzutreiben.“ Die IG Metall sehe mehrere Möglichkeiten, „unter dem Dach von VW neue Auftragsfertigungen für verschiedene Branchen zu etablieren“.