Istanbul – Der in Untersuchungshaft sitzende Bürgermeister von Istanbul wurde vorläufig seines Amtes enthoben. Ekrem Imamoglu (54) sei „von seinen Aufgaben suspendiert worden“, erklärte das Innenministerium am Sonntag.

Ein Gericht hatte die Inhaftierung des Rivalen von Präsident Recep Tayyip Erdogan zuvor mit Korruptionsvorwürfen begründet, Oppositionsvertreter sprachen von einem „Staatsstreich“.

Imamoglu selbst wandte sich erneut in scharfen Worten gegen das Verfahren gegen ihn. Es handele sich um eine „Hinrichtung ohne Gerichtsverfahren“, ließ der 53-Jährige über seine Anwälte ausrichten.

▶︎ Imamoglu sollte am Sonntag in einer Vorwahl seiner Partei CHP zu deren Präsidentschaftskandidaten gewählt werden. Die Abstimmung fand ungeachtet seiner Inhaftierung statt.

Vor vier Tagen war der Oppositionspolitiker festgenommen worden. Am Sonntag ordnete ein Richter seine Inhaftierung wegen „Korruption“ an. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Festnahme des einflussreichen politischen Gegners von Staatschef Recep Tayyip Erdogan (71) hatte in den vergangenen Tagen Massenproteste in der Türkei ausgelöst: Hunderttausende Menschen gingen dagegen auf die Straße. Es gab Hunderte Festnahmen.

Scharfe Kritik von Bundesregierung

Oppositionelle wie auch Beobachter werfen der Regierung vor, mit ihrem Vorgehen gegen Imamoglu einen politischen Konkurrenten ausschalten zu wollen. Der CHP-Politiker ist der aussichtsreichste Konkurrent von Erdogan bei den nächsten Präsidentschaftswahlen 2028.

Die Bundesregierung hat die Inhaftierung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoglu scharf kritisiert. Das Vorgehen sei ein schwerer Rückschlag für die Demokratie in der Türkei, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.