Erst der Eklat im Weißen Haus, dann die historischen Schulden-Beschlüsse von Union und SPD. Bei „Maischberger“ wurde am Dienstagabend über den Schulden-Deal debattiert. Altbundespräsident Joachim Gauck (85) zeigte sich indes betrübt über den Abschied der USA aus der alten Werteordnung.

Welt-Chefredakteur Robin Alexander befürwortete den Schulden-Deal, machte aber zugleich klar: „Was da beschlossen wird, wird sehr sehr teuer werden für uns Land. Und das wird uns noch lange beschäftigen und wenn es schlecht läuft, kann es auch ganz Europa in Schwierigkeiten bringen.“

Manchmal müsse man jedoch einen Tod sterben in der Politik, so Alexander weiter.

„Amerika alleine ist not great“

Für Journalistin Anna Lehmann (taz) ist die SPD mit dem Deal der große Gewinner. „Eigentlich musste die SPD erst die Wahl verlieren, damit sie ihre Vorstellungen dann umsetzen kann“, so Lehmann süffisant.

Begeistert zeigt sich auch ARD-Wirtschaftsexpertin Anja Kohl. Sie spricht von einer „historischen Entscheidung“, bei der sich jeder, der sich dagegen verwehre, „vor der Geschichte verantworten“ müsse. Große Worte.

Ihrer Ansicht nach brauche Trump die Europäer. „Amerika alleine ist not great“, denglischt Kohl daher. Sie wünscht sich, dass die Milliarden in eine „Hightech-Armee“ mit „Innovation und KI“ gesteckt werden.

Für Manuela Schwesig (50, SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, sind es „krasse Zeiten“, in denen unsere Sicherheit einserseits von Russland bedroht sei, andererseits dadurch, dass sich die Amerikaner zurückziehen wollten. Seit dem Wahltag hätte sich die Bedrohungslage nochmal verändert. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“.

Wunschdenken anstelle realistischer Analyse

Auch Altbundespräsident Joachim Gauck (85) sieht in dem Eklat im Weißen Haus eine „wirkliche Zeitenwende.“ „Das war ein unamerikanisches Verhalten, dass Donald Trump an den Tag gelegt hat“, meint Gauck. Er betont, dass die USA einst fortwährend für eine internationale Wertebasis geworben hätten. Das sei nun anders, für Gauck verabschiedeten sich die USA gerade von internationalen Normen.

Gauck, der schon 2014 vor der trügerischen Vorstellung warnte, dass Deutschland vor den Verwerfungen der Zeit geschützt sei wie auf einer Insel, sieht auch eine verfehlte Ostpolitik als Ursache für den aktuellen Konflikt. Zu oft sei in der Vergangenheit Wunschdenken an die Stelle von realistischer Analyse getreten.

„Das Böse ist in der Welt“, so der ehemalige Pastor Gauck. Es brauche daher auch staatlich legitimierte Gewalt in Form von Soldaten, um die Freiheit und Menschenrechte zu verteidigen.