Sie siegten in ihrem Wahlkreis – und kommen trotzdem nicht in den Bundestag. Die Kritik am neuen Wahlrecht ist riesig. Könnte eine CDU-geführte Regierung es wieder ändern?

Von den 23 betroffenen Direktkandidaten, die wegen des von der Ampel-Regierung eingeführten Wahlrechts das Nachsehen haben, traf es Leopold Born (31, CDU) und Yannick Schwander (36, CDU) in Frankfurt am Main besonders hart. Insgesamt sind 18 CDU-Kandidaten in ganz Deutschland betroffen.

► Born und Schwander haben hart um ihre Wahlkreise in der hessischen Metropole gekämpft – und gewonnen. Sogar Ex-Grünen-Chef Omid Nouripour (49) konnte Born schlagen und den tiefgrünen Wahlkreis für die CDU holen. Schwander eroberte die ehemals rote Hochburg im Frankfurter Westen.

Doch jetzt bekommen die beiden Wahlsieger keinen Platz im neuen Bundestag! Und Frankfurt am Main steht künftig ganz ohne einen direkt gewählten Abgeordneten da!

Schwander: „Das schadet der Glaubwürdigkeit“

► Schwander zu BILD: „In beiden Wahlkreisen wollten die Frankfurter Wähler einen Politikwechsel, sie wollten CDU-Politik in Berlin. Vertreten werden sie nun aber von SPD, Grünen und Linken, da diese über die Liste einziehen. Die eigentlich direkt gewählten Kandidaten dagegen schauen in die Röhre. Das ist fragwürdig und schadet der Glaubwürdigkeit.“

Hessens CDU-Chef Boris Rhein tobt: „Dieses Wahlrecht der Ampel ist den Wählern nicht vermittelbar. Dass direkt gewählte Bundestagskandidaten nicht in den Bundestag einziehen dürfen, ist ein Unding. Wer vor Ort gewinnt und das Vertrauen der Wähler bekommen hat, muss auch in den Deutschen Bundestag einziehen.“

Ex-Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (64, CDU) schrieb auf X: „Dass die von den Bürgerinnen und Bürgern direktgewählten Abgeordneten (…) nicht im Bundestag vertreten sind, ist eine der schlimmen Hinterlassenschaften der FDP und der Ampel. So erzeugt man Politikverdrossenheit!“

CDU will bei Landeslisten kappen

CDU-Bundesvorstand Steffen Bilger (46) zu BILD: „Das neue Wahlrecht ist eine Zumutung. Wir haben in Baden-Württemberg mehrere Wahlkreise, die ganz ohne Abgeordneten dastehen.“

Laut BILD-Infos will die CDU die Wahlrechts-Reform in den kommenden Wochen thematisieren und über eine Änderung beraten, damit es bei der nächsten Wahl nicht mehr die direkt gewählten Abgeordneten erwischt. Der neue Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) will deshalb bei den Koalitionsverhandlungen mit der SPD über das Wahlrecht sprechen.