Nur noch drei Tage bis rund 59 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland einen neuen Bundestag wählen. Nur noch drei Tage – doch viele Wähler wissen noch nicht, wo sie ihr Kreuzchen setzen werden.
► Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner (76, Mentefactum) rechnet damit, dass „zu diesem Zeitpunkt noch rund 30 Prozent der Wahlberechtigten unentschlossen sind“.
Insa-Chef Hermann Binkert (60) bestätigt: nur „Zwei Drittel der Wähler (65 Prozent) sind sich ihrer Wahlabsicht sehr sicher“. Vor allem junge Wähler seien oft weniger auf eine bestimmte Partei festgelegt als ältere Wähler, so Binkert weiter.
Auch Politikwissenschaftlerin Prof. Jasmin Riedl (Bundeswehr-Uni München) geht davon aus, dass es 2025 mehr Unentschlossene gibt als bei allen vorherigen Bundestagswahlen: „Von vergangenen Wahlen wissen wir, dass sich zwischen 10 und 15 Prozent erst in der letzten Woche entscheiden. Dieses Mal sind es bis zu 30 Prozent. Wir haben also so viele unentschlossene Wähler wie noch nie. Der Anteil ist außerordentlich hoch.“
Zwei Gruppen Unentschlossener
Grundsätzlich gebe es unter den Unentschlossenen zwei Gruppen, erklärt Meinungsforscher Schöppner:
▶︎ „Die einen, die noch nicht wissen, ob sie zur Wahl gehen. Da spielt der Mobilisierungswahlkampf der Parteien zum Schluss eine große Rolle.“
▶︎ Die zweite Gruppe seien Wähler, „die sich entscheiden müssen zwischen zwei nahestehenden Parteien.“
Schnittmengen gebe es insbesondere im linken Lager von SPD, Grünen und Linken sowie zwischen Union und FDP.
Das bestätigt auch Politikwissenschaftlerin Riedl: Innerhalb der Gruppe der Unentschlossenen gebe es oft schon eine gewisse „Vorpositionierung“. Wähler schwankten dort oft zwischen zwei Parteien, z. B. Union oder FDP und Grüne oder FDP. „Einige Wähler wissen aber auch bereits, was sie nicht wollen, auch das ist wichtig für eine Wahlentscheidung“, so Riedl.
45 Prozent der Befragten nach finalem TV-Duell sicherer in ihrer Wahlentscheidung
Am Mittwoch sind SPD-Kandidat Olaf Scholz und Unions-Kandidat Friedrich Merz bei BILD und WELT (gehört wie BILD zu Axel Springer) zum finalen Schlagabtausch aufeinandergetroffen. Konnten die beiden Kontrahenten mit ihrem Auftritt noch unentschlossene Wähler für sich gewinnen?
Eine exklusive, nicht repräsentative INSA-Blitzumfrage (290 Befragte) unmittelbar nach dem TV-Duell zeigt: Immerhin rund 45 Prozent der Befragten sind nach dem finalen Schlagabtausch sicherer in ihrer Wahlentscheidung geworden. Der Großteil, rund 49 Prozent, ist weder sicherer noch unsicherer geworden. Rund 6 Prozent hat das finale Duell kurz vor der Wahl sogar noch mehr verunsichert.
► Dabei hält sich die Verteilung von West- und Ostdeutschland in etwa die Waage: 46 Prozent der Befragten im Westen sind durch das TV-Duell sicherer geworden (rund 48 Prozent keine Veränderung), im Osten sind es 43 Prozent der Befragten (51 Prozent keine Veränderung).
Auffällig: Vor allem die jungen Befragten (18-29 Jahre) gaben an, nach dem finalen Duell noch unsicherer geworden zu sein. 13 Prozent von ihnen wissen jetzt noch weniger, wen sie wählen sollen. Im Gegensatz dazu ist bei den Über-70-Jährigen niemand unsicherer geworden.