Hamburg – Die Frontverkleidung ist abmontiert, die Motorhaube fehlt. Lenkrad, Airbags und LED-Scheinwerfer sind weg – auf dem Weg nach Osten.

Die Automafia schlachtet immer häufiger vor allem teure Fahrzeuge in Deutschland aus: 63.000 Fälle zählte die Polizei allein 2023. Die Teile gehen laut Kripo größtenteils nach Russland.

Die Täter gehen oft nach dem gleichen Schema wie in der Garage im Hamburger Stadtteil Nienstedten vor: Dort wurden erst die Bewegungsmelder zerstört, anschließend das Tor aufgebrochen.

Dann machten sich die Täter an dem teuren Mercedes GLC 300 zu schaffen. Der SUV wurde ausgeschlachtet.

Auto-Mafia bringt Teile nach Russland

Als der Besitzer den Schaden bemerkte, rief er die Polizei. Zu spät! Die Täter waren mit ihrer Beute längst verschwunden.

Laut Polizei schlägt die Automafia in der Regel nachts zwischen 1 und 4 Uhr zu. Die organisierten Banden operieren schnell, präzise, professionell. Mit Spezialwerkzeugen werden Teile demontiert, in Transporter gehievt und weggekarrt.

In Verstecken werden die Autoteile verpackt, in Containern nach Russland gebracht. Dort werden damit Unfallautos wieder flott gemacht.

Der Markt in Russland ist relativ neu. Wegen der EU-Sanktionen seit dem Überfall auf die Ukraine sind dort Ersatzteile nur schwer zu bekommen. Die Teile-Mafia hat die Geschäfte weitgehend übernommen.

Bundesweiter Schaden von 124 Millionen Euro

Allein in Hamburg wurden 2023 insgesamt 2873 Autos aufgebrochen, geplündert und ausgeschlachtet. Eine Steigerung zum Vorjahr von gut 13 Prozent. Bundesweit richtete die Autoteile-Mafia 2023 einen Gesamtschaden in Höhe von rund 124 Millionen Euro (+9 %) an.

Thomas Jungfer, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg: „Um die Täter zu fassen, reicht es nicht, auf Kommissar Zufall zu setzen. Wir fordern schon seit Langem die Stärkung der Zivilfahnder mit mehr Personal.“