Die polnische Giftluft zieht unaufhaltsam nach Deutschland.

Selbst Niederschläge schaffen es derzeit kaum, den Feinstaub aus der Luft zu waschen. In den nächsten Tagen erreichen uns weitere Schadstoff-Schwaden aus den 14 Kohle-Kraftwerken und Tausenden privaten Kohle-Heizungen.

Auf den Karten der Luft-Wissenschaftler und den Wetter-Apps der Smartphones sieht man bereits die nächste Wolke, die über Krakau nach Westen zieht. Das tschechische Olmütz ist nicht mehr rot – sondern dunkelrot. So wie bereits am 10. Februar fast ganz Deutschland.

„Schlote in Polen rauchen ungehindert weiter“

Jetzt fordern erste Politiker, dass Polen seine Kohle-Kraftwerke schnellstens stilllegen soll!

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (49, Grüne), dessen Bundesland gerade 25 Prozent Giftluft aus Polen abkriegt, zu BILD: „Kohle-Kraftwerke sind die dreckigste Form der Energieerzeugung. Neben hohen Treibhausgasemissionen entstehen große Mengen Feinstaub.“

Er wirft der polnischen Regierung vor, EU-Richtlinien nicht umzusetzen. Während in Deutschland jeder Hausbesitzer seinen privaten Kamin mit Filtern versehen muss, da er sonst stillgelegt wird, rauchen die Schlote in Polen ungehindert weiter.

Meyer zu BILD: „Auch für Polen gelten die EU-Klimaziele. Für saubere Luft muss sich Polen an die EU-Regeln halten. Der von der Regierung Tusk 2024 beschlossene Kohleausstieg sollte zügig umgesetzt werden.“

Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (58, Grüne), dessen Stadt derzeit 35 Prozent des Polen-Smogs abbekommt, fordert vom Nachbarland ebenfalls den Kohle-Ausstieg: „Unserem Beispiel sollten alle folgen, egal ob auf Bundesebene oder staatsstaatsübergreifend, denn das Wetter und das Klima machen nun einmal nicht Halt an Landesgrenzen.“

EU-Kommission alarmiert wegen Smog-Wolke

Aus dem Bundesumweltministerium von Ministerin Steffi Lemke (57, Grüne) heißt es: „Polen muss wie Deutschland die geltenden EU-Luftqualitätsgrenzwerte einhalten. Die EU-Kommission achtet auf die Einhaltung der Vorgaben und ist mit Polen im Austausch über die Luftqualität.“

Da Polen bereits von der EU wegen der dreckigen Kraftwerke abgestraft wurde, sind Veränderungen zu erwarten. Dr. Anja Weisgerber (48), umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu BILD: „Bundesumweltministerin Lemke dürfte indes nicht gefallen, wie Polen mittelfristig seine Kohle-Kraftwerke ersetzen will, auch wenn dadurch die Feinstaubbelastung verringert wird. Geplant ist nämlich der Bau von sechs Kernkraftwerken.“

Deutschland dagegen hat seine drei Atomkraftwerke für eigene Kohle-Kraftwerke abgeschaltet.