Die Geschichte des jungen Israelis Alon Ohel (24) ist besonders, denn noch nie ist es einer Hamas-Geisel in Gefangenschaft gelungen, ein Lebenszeichen nach draußen in die Freiheit – und bis nach Israel – zu senden.

Die gute Nachricht für seine Liebsten: Alon (24) ist am Leben. Die schlechte: Sein Gesundheitszustand ist bedenklich.

▶︎ Fast 500 Tage, nachdem die Terroristen ihn aus einem Luftschutzbunker am Straßenrand im Süden von Israel entführten, schmuggelte der 24-jährige eine Nachricht aus einem Gaza-Tunnel, in dem er von palästinensischen Kämpfern festgehalten wird, an seine Familie. Der Inhalt: eine herzzerreißende Botschaft.

Ein Geburtstagsgruß an die Schwester

Laut seiner Mutter Idit Ohel ließ er einen Geburtstagsgruß an seine Schwester Inbar über zwei Mitgefangene ausrichten, die vergangenen Samstag freigelassen wurden. Er selbst war am Montag 24 Jahre alt geworden. Der zweite Geburtstag in Gefangenschaft.

Am 7. Oktober – dem Tag des Hamas-Massakers – hatte Alon das Supernova-Festival besucht. Als der Albtraum um 6.30 Uhr morgens begann, versuchte er mit Freunden in einem Auto zu entkommen, doch die Kämpfer schossen aus allen Richtungen.

Sie flüchteten in einen öffentlichen Schutzbunker, von wo aus Alon um 8.08 Uhr die letzte SMS an seine Familie schrieb. Hamas-Terroristen erreichten den Bunker, warfen Granaten hinein. Alon wurde zusammen mit Eliya Cohen, Hersh Goldberg-Polin und Or Levy entführt.

„Alon war die ganze Zeit in den Tunneln“

Zwar ist Alons Mutter überglücklich zu wissen, dass ihr Sohn lebt – doch das Wissen um die Bedingungen seiner Gefangenschaft seien kaum auszuhalten, sagt Idit Ohel.

▶︎ „Alon war die ganze Zeit in den Tunneln“, erklärte sie der Nachrichtenagentur „Reuters“. „Er sieht kein Sonnenlicht, kennt den Unterschied zwischen Tag und Nacht nicht.“

Er hat mehrere unbehandelte Verletzungen. Wegen eines Granatsplitters kann er auf dem rechten Auge nichts mehr sehen. Zudem sei er seit über einem Jahr angekettet, erzählte Vater Kobi Ohel in israelischen Medien. Die freigelassenen Hamas-Geiseln hätten berichtet, dass sein Sohn und andere „von einer halben bis einer ganzen Pita pro Tag leben müssen“.

„Alon muss nach Hause kommen“

Idit Ohel fordert, dass die zweite Phase des Abkommens zwischen Israel und der Hamas ohne Pause umgesetzt wird, von der Netanjahu-Regierung fühlt sie sich alleingelassen.

„Seit diesen furchtbaren Nachrichten hat sich niemand bei uns gemeldet. Das ist sehr, sehr traurig.“ Und weiter: „Alle müssen sofort befreit werden“, macht Alons Mutter klar. „Wenn es eine Verzögerung des Abkommens gibt, werden sie nicht überleben. Dann sterben sie.“

Alon besitzt neben der israelischen auch die serbische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Seine Großmutter Tzipi Ohel, die in Berlin geboren wurde, hat den Holocaust überlebt, berichtet die „Jüdische Allgemeine“. Nach dem Krieg kam sie 1949 mit einem Schiff nach Israel.

Sie erzählt, dass sie jeden Tag aufwacht und denkt, dass heute ein Wunder geschieht und ihr Enkel wieder da ist. „Doch es ist noch nicht geschehen.“