Es klingt wie ein schlechter Witz: Nur 9 Prozent der arbeitswilligen Pflegekräfte aus der Ukraine bekommen eine Berufserlaubnis in Deutschland.
Seit Beginn von Putins Invasionskrieg haben 1822 Ukrainer mit Pflegeausbildung einen Antrag auf Berufsanerkennung in Deutschland gestellt. Doch nur jeder Elfte erhielt bisher diese Erlaubnis zum Einsatz in ihrem erlernten Beruf, berichtet der „Tagesspiegel“. Das Hauptproblem: Zwei Drittel der Anträge sind angeblich unvollständig und werden nicht bearbeitet.
CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge (49) ist empört, sagt zu BILD: „In unserer Zeit des Pflegekräftemangels ist das ein Skandal. Das Gesundheitswesen erstickt in Bürokratie.“
Anforderungen fördern Schwarzarbeit
Stocksauer ist auch Renata Föry (49), Inhaberin des Pflegevermittlungsservice Seniocare24. Dreimal pro Woche muss sie Ukrainerinnen abweisen, sagt sie zu BILD. „Es ist ein Kampf: Jetzt sind die Leute schon da und wollen arbeiten, und dann wird es ihnen auch noch erschwert.“
Föry warnt: „Die hohen Anforderungen fördern Schwarzarbeit.“ Bei Gründung ihres Unternehmens gab es etwa 50 000 schwarzarbeitende Pflegerinnen. Heute liegt die Dunkelziffer bei weit über 500 000.
90 Prozent der Familien, die bei Föry eine Pflegekraft anfragen, entscheiden sich danach für eine „private Lösung“, sagt sie. Das heißt: Sie stellen illegal ein.
Vorbild Bayern?
Was muss passieren? Für den Arbeitgeberverband Pflege wäre die bundesweite Ausweitung der „Anerkennungs-Fast-Lane“ die Lösung. Dann Fakt ist: Ukrainische Pflegekräfte müssen oft fehlende Qualifikationen nachholen, durch Prüfungen oder Sprachkurse. Das dauert bis zu zwei Jahre. Das bayerische Erfolgsmodell beschleunigt Fachkräfte-Verfahren auf fünf Wochen.
Laut Bundesgesundheitsministerium gab es im Vorjahr 30 000 Anerkennungsverfahren. Das zeige, dass es immer häufiger „funktioniert“, so ein Sprecher zu BILD.