Salzburg/München – Was trieb den österreichischen Attentäter Emrah I. (18) dazu, am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 mit einer Langwaffe nach München zu fahren und sich in der Nähe des Israel-Konsulats aufzuhalten? Was hatte er genau vor? Antworten suchen die Ermittler derzeit im Wohnhaus des bosnisch-stämmigen Islamisten.
▶︎ Die österreichische Polizei sperrte die Nachbarschaft in dem schmucken Wohngebiet im beschaulichen Neumarkt am Wallersee (6600 Einwohner) im Salzburger Land ab. Beamte gingen in das Haus, in dem Emrah I. wohnte. Auch ein Sprengstoffkommando soll laut „Kronen Zeitung“ vor Ort sein.
Attentäter von München lebte noch bei den Eltern
Der 18-Jährige hatte in Neumarkt zusammen mit seiner Familie gewohnt. Zur Sicherheit seien das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte der Polizeisprecher.
Im Nachhinein habe sich aber herausgestellt, dass keine Gefahr bestand. Ob bereits Beweismaterial sichergestellt werden konnte, war zunächst noch unklar.
Der Islamist war bereits polizeibekannt
Der junge Mann aus Österreich war vergangenes Jahr, noch als 16-Jähriger, aufgefallen, weil er gewalttätig gegenüber Mitschülern gewesen sein soll, sie zudem bedroht habe. Damals kam raus: Der Teenager sympathisierte offenbar mit dem IS, hatte Propagandamaterial auf dem Handy.
Darunter soll auch ein Computerspiel gewesen sein, das sich über soziale Kanäle unter IS-Sympathisanten verbreitet hatte. Darin sollen Tötungsszenarien der Terror-Miliz nachgestellt worden sein. Auch habe er sich für Waffen und Sprengstoff interessiert, so die Salzburger Polizei.
Behörden stuften Emrah I. nicht als Gefährder ein
Das Verfahren wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung gegen ihn wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Die Behörden stuften ihn nicht als Gefährder ein. Aber: Es wurde ein Waffenverbot bis 2028 gegen ihn ausgesprochen. Trotzdem hatte er sich ein Gewehr besorgen können …
Emrah I. war am Donnerstagmorgen aufgefallen, als er mit der Langwaffe in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums in der Münchner Innenstadt umherschlich. Als er die Polizisten sah, eröffnete er das Feuer. Mehrere Schüsse fielen. Dann wurde er von Polizisten tödlich getroffen. Beamte oder Passanten wurden nicht verletzt.
Ermittler: Es war ein versuchter Terroranschlag
Die Ermittler gehen von einem versuchten Terroranschlag aus. Nach derzeitigen Erkenntnissen sehe man bei dem Angriff des mit einem Gewehr bewaffneten Österreichers einen „Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel“, teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.
Die Ermittlungen unter Führung der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus konzentrieren sich derzeit auf das genaue Motiv des Mannes, heißt es.