Tiflis (Georgien) – Sie kommen aus dem Nichts, schlagen brutal und gezielt auf ihre Opfer ein und sie schlagen gezielt. „Robocops“ nennen die Demonstranten die Schlägertruppe. Wer ins Visier der berüchtigten Sondereinheiten des georgischen, Russland-treuen Regierungschefs Irakli Kobakhidse (46) gerät, hat Glück, wenn er überhaupt überlebt.
Star-Moderator Guram Rogava (40) Privatsender Formula TV überlebte so eine brutale Attacke – schwer verletzt und in Lebensgefahr schwebend.
Schlägertrupp nahm Tod in Kauf
BILD traf den Journalisten in seiner Wohnung in der Innenstadt von Tiflis.
Der Kopf von Guram ist bandagiert, sein Gang ist schleppend, beim Sprechen hat er große Mühe. Die Verletzungen sind immens: Der siebte Halswirbel gebrochen, der linke Gesichtsknochen gebrochen. Schädelfraktur, ein verletztes Auge, Schürfwunden.
„Ich bin froh, dass ich noch lebe“, Guram mit ruhiger Stimme. „Der Arzt sagte mir, dass es sehr knapp war, ich hätte auch tot sein können.“
TV-Reporter während Live-Schalte verprügelt
Der brutale Angriff geschah in der Nacht zum vergangenen Freitag: Der erfahrene Kriegsreporter (Einsätze in Syrien, der Ukraine und im Irak) steht mit seinem Kameramann unweit des Parlaments. Zehntausende Georgier demonstrieren hier seit Stunden gegen die russlandfreundliche Politik ihres Premierministers. Sie werfen ihm unter anderem Wahlfälschung vor.
Plötzlich eskaliert die Situation. Guram: „Die Polizisten setzten Tränengas und Wasserwerfer ein.“ In dem Getümmel schießen immer wieder die schwarz gekleideten Männer aus der Menge. Sie tragen keine Abzeichen, sind vermummt.
„Dann griffen sie sich einen Demonstranten und verprügelten ihn. Ich war live auf Sendung“, erzählt Guram.
Kaum Hoffnung auf Aufklärung
Plötzlich bricht auch Guram blutüberströmt zusammen. „Ein Robocop“ hatte ihn ebenfalls ins Visier genommen. Mit Blei verstärkten Handschuhen wurde ihm auf den Kopf geschlagen. Der Journalist kommt schwer verletzt in die Klinik.
Im staatlichen Fernsehen werden die Bilder der Schlägertrupps nicht gezeigt. Guram: „Ich bin schwer enttäuscht von meinen Kollegen. Sie bekommen Befehle und die müssen sie ausführen. Es herrscht überall die blanke Angst.“
Guram erstattete Anzeige gegen die Schläger. „Da wird aber nicht viel bei herauskommen“, befürchtet er. „Die Beamten haben kaum Fragen gestellt. Es halten sich starke Gerüchte, dass sich auch Russen in dieser Schläger-Einheit befinden.“