Berlin – Sie sind die neuen Gastarbeiter von Deutschland! 53 000 Menschen mit indischem Pass lebten 2011 bei uns – mittlerweile sind es bereits 246 000 Menschen.
Ex-Schweißer Vilwanathan Krishnamurthy (76) zog vor 50 Jahren nach Deutschland und weiß, warum in den letzten Jahren so viele Inder kamen: „Vor fünf Jahren wurde ein Abkommen mit der indischen Regierung geschlossen. Das macht es Fachkräften und Studenten sehr viel einfacher, nach Deutschland zu kommen.“
Deutschland will so dringend benötigte Fachkräfte ausbilden. Wer sein Studium abschließt und ein Jobangebot mit mindestens 2900 Euro brutto bekommt, darf bleiben.
Früher, so Krishnamurthy, seien auch viele Inder zum Studium nach Osteuropa gegangen, das ist spätestens seit Russlands Invasion in die Ukraine weniger geworden.
Deutschland ist mittlerweile ein beliebtes Ziel: Es liegt näher an der Heimat als die USA und ist günstiger als Großbritannien.
Jobs bei Lieferdienst für die Miete
Indische Studenten kommen meist nach Berlin, da in der Hauptstadt viele Menschen Englisch sprechen und es Privatunis extra für Inder gibt. Um ihr teures Leben in der Hauptstadt zu finanzieren, fahren viele der mittlerweile rund 30 000 Inder in Berlin nebenbei Essen aus. Für 20 Stunden Arbeit die Woche bekommen sie rund 1000 Euro netto im Monat.
Wirtschaftsstudent Mohid (24): „Wir kommen aus der Oberschicht, haben in Indien Diener und sind nicht stolz auf diesen Job. Aber beim Ausfahren haben wir wenigstens keinen Chef, der uns anschreit.“
12 000 Euro nur für die Privat-Uni
Sie zahlen rund 12 000 Euro Studiengebühren im Jahr für deutsche Privat-Unis. Dazu die Miete in Mehrbettzimmern und Lebensmittel. Die Lösung, um Kost und Logis zu bezahlen: Viele jobben für Lieferfirmen wie „Wolt“, „Lieferando“ und „Uber Eats“.
Indisches Studenten-Leben
Student Gorbinder Singh (27): „Das Geld für die Gebühren schicken uns unsere Eltern. Wir könnten auch in Indien studieren, aber einen guten ausländischen Abschluss zu haben und fremde Kulturen kennenzulernen, hilft uns auf dem Arbeitsmarkt.“
Er rechnet seine Ausgaben vor: 108 Euro für die Elektrofahrrad-Miete, 139 Euro für Krankenversicherung, 500 Euro für das Zimmer. Viel bleibt da nicht übrig. „Wenn ich keine Uni habe, mache die Liefer-App an, fahre los. So ist unser Studenten-Leben“, sagt er.