Berlin – Als SPD-Senatorin ließ sich Dilek Kalayci ihre Hochzeitsfeier von einer Werbeagentur managen – ohne Rechnung. Später bekam die SPD-nahe Agentur einen lukrativen öffentlichen Auftrag aus ihrem Ressort. Das ist Korruption, urteilte am Freitag das Berliner Landgericht. Jetzt wurde die ehemalige Berliner SPD-Politikerin wegen Bestechlichkeit zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft hatte für die ehemalige Arbeits- und Frauensenatorin ein Jahr und sechs Monate Haft wegen Bestechlichkeit, ausgesetzt zur Bewährung gefordert. Dazu soll sie 36.000 Euro Geldstrafe und die Bestechungssumme von 6263 Euro zurückzahlen!

Die beantragte Strafe für Agentur-Chef Thomas E. (59): ein Jahr und drei Monate Haft, ebenfalls auf Bewährung, plus 7500 Euro Geldstrafe. Außerdem soll er 9450 Euro zurückzahlen. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat er die SPD-Senatorin bestochen.

Dilek Kalayci und der Agentur-Chef hatten im Prozess Freispruch beantragt. In ihrem letzten Wort vor der Urteilsverkündung beteuerte sie erneut ihre Unschuld. „Ich versichere nochmals nachdrücklich, ich habe und hätte mich niemals bestechen lassen.“

Der Fall um die Kalayci-Hochzeit

2019 feierte Kalayci groß ihre Hochzeit. Die Agentur half dabei, aber ohne eine Rechnung für die Kosten (11.240,29 Euro) zu stellen. Dafür soll der Firma ein Senats-Projekt zugeschanzt worden sein (geschätzt 16.873,29 Euro Gewinn). Ohne Ausschreibung.

Sowohl Dilek Kalayci als auch Thomas E. weisen die Korruptions-Vorwürfe zurück.

SIE sang vor Gericht ein Loblied auf sich selbst: „25 Jahre war ich in der Politik. Nahm nie ein Geschenk an, nie einen finanziellen Vorteil. Ging zurück in die Wirtschaft, schied freiwillig aus, als die Vorwürfe aufkamen. Jetzt bin ich ohne Beschäftigung.“

ER sang vor Gericht ein Klagelied: „Nie war geplant, die Senatorin zu bestechen. Die Rechnung wurde einfach vergessen! Mein Lebenswerk ist verloren, 35 Mitarbeiter sind entlassen. Ich arbeite alleine weiter, habe überall Schulden.“

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Es ist davon auszugehen, dass Kalayci Rechtsmittel einlegt, da es auch um ihre Pensionsansprüche geht.